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Neue Finte von Chiles Ex-Diktator Pinochet

■ Der frühere Machthaber will sich den spanischen Behörden freiwillig stellen

Madrid (taz) – Der frühere chilenische Diktator Augusto Pinochet will seine Auslieferung nach Spanien nicht länger verzögern, sondern sich den spanischen Behörden freiwillig stellen. Nach Meldungen des chilenischen Fernsehsenders TVN soll der Senator in unfreiwilligem Ruhestand entschieden haben, sein Schicksal persönlich in die Hand zu nehmen. Pinochet, der seit Oktober des vergangenen Jahres aufgrund eines spanischen Auslieferungsantrags in einem Luxus-Refugium nahe London festgehalten wird, bedient sich seiner berüchtigten Eigenschaften: Berechnung, Taktik und Instinkt.

Offenbar ist er nicht mehr gewillt, den Ausgang des Auslieferungsverfahrens abzuwarten, das Ende September vor dem Obersten Gericht in London beginnen wird. Wie El Pais am Montag meldete, soll Pinochet persönlich die Entsendung einer Militärdelegation nach Madrid angeordnet haben, die unter Führung eines vertrauten Brigadegenerals die Lage sondiert. Diese Gruppe ranghoher Militärs traf am Wochenende in Madrid ein. Zweck der vierköpfigen Mission ist es, die „beste der schlechten Möglichkeiten“ anzustreben: Pinochet stellt sich freiwillig der spanischen Justiz. Die chilenische Militärdelegation will nach den Gesprächen in Madrid am Mittwoch nach London weiterreisen.

Nach dem Kalkül des Diktators könnte ein schneller Prozess in Spanien seine Rückkehr in die Heimat nur beschleunigen. Selbst nach einer Verurteilung durch ein Gericht stünde dem 83-Jährigen im Einklang mit der geltenden Rechtssprechung aus Altersgründen der Weg nach Santiago de Chile schon aus Altersgründen offen. Nach dem Militärputsch, der vor 26 Jahren zum Sturz der chilenischen Volksfront-Regierung von Salvador Allende führte, waren mehr als 3.000 Menschen ermordet worden. Offenbar will Pinochet nun sogar die Demütigung eines Gerichtsverfahrens auf sich nehmen. Josef Manola

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