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Geduldet, nicht geliebt

■ Grenzcamp in Zittau darf doch stattfinden. Ex-Innenminister Heinz Eggert vermittelt

Zittau (taz) – „Was sind denn das für Leute?“, fragt die Mitvierzigerin. Sie kommt vollbepackt vom Polenmarkt und steht in Zittau vor dem von Demonstranten versperrten Grenzübergang. „Ach, das sind welche, die etwas dagegen haben, dass der BGS die Asylanten zurückschickt“, sagt sie, zuckt die Schultern und bahnt sich mit ihren Einkaufstaschen einen Weg durch die Demonstranten.

Die Kundgebung gehört zum Programm des Grenzcamps, das seit Samstag unter dem Motto „Kein Mensch ist illegal“ in der sächsischen 27.000-Einwohner-Stadt im Dreiländereck Deutschland/Polen/Tschechien stattfindet. Das Camp soll der Forderung nach einer durchlässigeren Grenze Nachdruck verleihen. Im Vorfeld hatten die Behörden das Zeltlager auf einer gepachteten Wiese im Nachbarort Lückendorf verboten, weil sie im Landschaftsschutzgebiet liege. Die Camper mussten umziehen. Inzwischen duldet die Stadtverwaltung das Camp.

„Warum gehen Sie nicht richtig gegen die Chaoten vor?“, will ein anderer Passant von einem BGS-Beamten wissen. Wasserwerfer gehörten her, verlangt er. „Dann würden die Chaoten Ruhe geben.“ Er versteht nicht, dass Zittaus Bürgermeister Jürgen Kloß (CDU) das Camp nicht verboten hat.

Zittau ähnelte am Freitag einer Festung, als ein Voraustrupp der rund 500 Camper aus ganz Europa zunächst auf der gepachteten Wiese ihre Zelte aufschlagen wollte. Polizei und Grenzschutz hinderten Fahrzeuge mit auswärtigem Nummernschild daran, überhaupt in den Kurort zu fahren. Die Grenzcamper besetzten einen nahe gelegenen Parkplatz, um Druck auf die Behörden auszuüben. Die Stadtverwaltung lenkte erst ein, nachdem einige Camper gemeinsam mit einer PDS-Landtagsabgeordneten Sachsens Ex-Innenminister Heinz Eggert um Vermittlung gebeten hatten. Der CDU-Mann, der bei der Landtagswahl nächsten Monat erneut in Zittau kandidiert, rief nach eigenen Angaben den Bürgermeister an. Seiner Meinung nach dürften nicht durch Verbote zusätzliche Aggressionen geschürt werden, sagte Eggert gestern. Jetzt dürfen die Camperim Zittauer Gewerbegebiet ihre Zelte aufschlagen. „Bis jetzt verlief alles friedlich“, erklärte der Einsatzleiter der Polizei.

Nicht nur auf dem Camp, auch auf dem Marktplatz bleiben die Camper unter sich. Gestern boten sie Flüchtlingen aus Afrika und Asien ein Podium, um über ihre Fluchterfahrung oder „über die Barbarei der Grenzregime“ zu berichten, wie es im Veranstaltungsprogramm heißt. Einige Gaststätten und Imbissbunden rund um den Marktplatz schlossen eigens ihre Toiletten zu. Marina Mai

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