Kommentar: Senatorin Sorglos
■ Warum die Folgen der Kapitalisierung der Sozialpolitik so bitter wie logisch sind
Daß die von Senatorin Karin Roth (SPD) initiierte Neuvergabe bestehender Projekte die Kontinuität in der Drogenarbeit gefährdet, ist schlimm genug. Aber dazu noch zu verkünden, die betroffenen ArbeitnehmerInnen bräuchten sich keine Sorgen um ihre Zukunft zu machen, ist zynisch – erst recht von einer ehemaligen Gewerkschafterin.
Die 18 gekündigten MitarbeiterInnen der Palette haben allen Grund zur Sorge. Gesichert ist ihre Übernahme durch „Jugend hilft Jugend“ keineswegs. Denn so wichtig ist der Behörde die Sicherung der Arbeitsverhältnisse nicht, dass sie die Vergabe des Projektes zwingend davon abhängig gemacht hätte. Ganz abgesehen davon, dass die Palette-MitarbeiterInnen gezwungen werden, von heute auf morgen ihr Arbeitskonzept zu wechseln. Das tun zwar auch andere ArbeitnehmerInnen bei einem Arbeitsplatzwechsel – aber freiwillig. Und gerade die Arbeit in der Drogenhilfe hat schließlich viel mit persönlichen Überzeugungen und dem eigenen Menschenbild zu tun. Diesen Luxus werden sich die gekündigten Palette-MitarbeiterInnen nicht leisten können. Ihnen sitzt die Pistole auf der Brust.
Dabei kann man den Schwarzen Peter nicht dem neuen Träger zuschieben. Dass bei Betriebsübernahmen Köpfe rollen, gehört nun einmal zu den Spielregeln des Kapitals. Und dass dieses derzeit massiv Einzug in die Hamburger Sozialpolitik hält, ist einer ehemaligen Gewerkschafterin zu verdanken, die sich nach ihren Jugendsünden erfolgreich auf ihrem Senatorinnenposten „resozialisiert“ hat. Das ist ja auch gerade hipp. Heike Dierbach
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