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Kongos Rebellen schließen Frieden

Die rivalisierenden RCD-Rebellenfraktionen im Kongo wollen nach der Schlacht zwischen Uganda und Ruanda die Waffen gegen Kabila schweigen lassen  ■   Von François Misser

Brüssel (taz) – In der Demokratischen Republik Kongo könnte jetzt Frieden einkehren. Die ruandisch unterstützte Fraktion der Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) ist nach dem Sieg Ruandas über Uganda in der Stadt Kisangani zur Unterzeichnung des Kongo-Friedensabkommens bereit, das die ausländischen Parteien im Krieg zwischen Kongos Präsident Kabila und Rebellen am 10. Juli unterzeichnet hatten. Nach Gesprächen mit den Rebellen in Sambia unter Beteiligung von Südafrika, Ruanda und Uganda wurde gestern mitgeteilt, dass alle 51 Gründungsmitglieder der RCD das Dokument unterzeichnnen sollen. Die Unterzeichnungszeremonie soll noch diese Woche stattfinden.

Bisher hatten die Führer der beiden Flügel der RCD, die zwischen einer von Ruanda und einer von Uganda unterstützten Fraktion gespalten sind, sich gegenseitig das Recht zur Unterschrift abgesprochen. Der Führer der uganda-treuen Fraktion, Ernest Wamba dia Wamba, rückte jedoch nach Ugandas Niederlage in Kisangani davon ab. Daraufhin zeigten sich auch seine Rivalen großzügig. Alexis Thambwe, Außenminister des ruanda-treuen RCD-Flügels, stellte letzten Freitag in Brüssel eine Kollektivunterschrift in Aussicht. Die Schlacht um Kisangani, so Thambwe, habe bewiesen, dass Wamba keinen „politischen Raum“ im Kongo habe und nicht mehr unterschriftsberechtigt sei, da er keine Truppen habe, denen er die Einstellung der Kämpfe befehlen könnte. Nichtsdestotrotz dürfe er als Mitgründer unterschreiben. Diese Lösung wurde nun von allen Seiten akzeptiert.

Die Lösung des RCD-internen Streits lässt ein Ende des Kongo-Krieges zwischen der Regierung von Laurent Kabila und den Rebellenbewegung RCD und MLC (Kongolesische Befreiungsbewegung) näherrücken. Die von Uganda unterstützte MLC hat das Friedensabkommen bereits unterschrieben. Faktisch herrscht ohnehin bereits ein Waffenstillstand. Er wurde ursprünglich vereinbart, um eine Impfkampagne für Kinder im gesamten Kongo zu erlauben. „Der Waffenstillstand könnte mehrere Wochen anhalten“, sagt Alexis Thambwe. „Wir sind in Verteidigungsstellung. Vor dem Ende der Impfkampagne werden wir keine Offensiven initiieren, außer wir sind Opfer einer Provokation.“

Für das Image der RCD wie auch der anderen Kriegsparteien ist es wichtig, die Impfkampagne ordentlich ablaufen zu lassen. Die erste Phase der Kampagne, die vom 13. bis 15. August dauerte, war nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ein Erfolg: Fast 90 Prozent der Kinder im Kongo konnten gegen Polio geimpft werden; selbst in Kisangani betrug die Impfquote 70 Prozent. Vom 17. bis 19. September plant die WHO Nachimpfungen für Polio sowie Vitamin-A-Spritzen im ganzen Land; vom 22. bis 24. Oktober soll die dritte Polio-Impfung und eine Pockenimpfung erfolgen.

Aber auch wenn alle Rebellengruppen das Friedensabkommen unterschreiben und der Waffenstillstand hält, sind nicht alle Probleme im Kongo gelöst. Denn das Friedensabkommen lässt einen wichtigen Bestandteil der kongolesischen Politik außen vor: Eine Reihe bewaffneter Gruppen, die kollektiv unter dem Namen „Mayi-Mayi“ bekannt sind und im ostkongolesischen Kernland der RCD-Rebellion gegen diese kämpfen.

Die Mayi-Mayi haben seit ihrem Entstehen 1993 jedem Herrscher im Osten des Kongo das Leben schwer gemacht. Ihr oft abenteuerliches Auftreten – zuweilen sind es nackte Kämpfer mit Pfeil und Bogen, die sich aufgrund magischen Wassers („Mayi“) für unverwundbar halten – ist trügerisch. „Die Mayi-Mayi sind Ausdruck einer Volkshoffnung, ob man es will oder nicht: die Ablehnung der Fremdherrschaft“, sagt ein italienischer Missionar, der in der Stadt Butembo gelebt hat.

Sie haben einige reiche Gönner und sind inzwischen dabei, sich eine politische Struktur zu geben. Einer ihrer Sprecher ist der Flughafenkontrolleur Lwabanji Lwasi, ehemaliger Vizegouverneur der Provinz Süd-Kivu um Bukavu. Seinen Angaben nach sind die verschiedenen Mayi-Mayi-Gruppen – die je nach Ethnie, Region und Bildungsniveau der Mitglieder unterschiedlich heißen – dabei, sich zusammenzutun. In Bunyakiri nahe Bukavu im Süd-Kivu leitet ein Mzee Padiri Bulenda das „Hauptquartier“ einer „Bewaffneten Befreiungsarmee“ (FAL), die er als Verbündete der Regierungstruppen von Kabila zur „Befreiung des Landes von der ugandisch-ruandischen Invasion“ darstellt. Die FAL wolle an „allen Foren über die politische Zukunft des Landes“ teilnehmen. Sie soll Teil einer größeren Koalition namens „Union der Kräfte für Befreiung und Demokratie“ (ULFD) sein.

Lwabandji Lwasi ist nach eigenen Angaben auch im Kontakt mit Mzee Dunia Lwendama Dewilo Tumba Moto, der Kommandeur der Kabila-treuen „Kräfte der Volksverteidigung“ (FAP) im rebellenbeherrschten Süd-Kivu sein soll. Kritik übt er an einer anderen Gruppe in derselben Region: Dem unter den Bembe-, Viro- und Fulero-Ethnien entstandenen „Nationalen Widerstandsrat für die Befreiung des Kongo“ (CRLN), der „realitätsfern“ sei. Der CRLN ist die einzige dieser Gruppen, die jenseits des Kampfes gegen „Fremdherrschaft“ ein politisches Projekt hat. Ihr Europasprecher Heri Ndjila will eine weitgehende Dezentralisierung des Kongo, so dass die einzelnen Gruppen und Regionen selbst bestimmen, wer von ihnen auf den höheren Ebenen regiert.

Es gibt aber grundlegende Differenzen zwischen den Mayi-Mayi-Gruppen. Nicht alle sind wie Mzee Dunia dazu bereit, sich mit Kabila gegen die RCD zu verbünden. Ein weiterer Streitpunkt betrifft das Verhältnis zu Ruanda. 1997 hatten sich manche Mayi-Mayi-Gruppen mit burundischen Hutu-Rebellen und ruandischen Hutu-Milizen zusammengetan, um in einer „Bantu-Internationale“ gegen die „Tutsi-Herrschaft“ in Ruanda, Burundi und Ostkongo zu kämpfen. Aber die Kabila-treuen FAP-Truppen von Mzee Dunia haben sich jetzt davon distanziert.

Die RCD versucht, durch Gespräche mit Stammesführern die Macht der Mayi-Mayi zu brechen. Aber dies ist schwierig, da nur wenige Einheimische aus dem Kivu zur RCD gestoßen sind. Viele traditionellen Autoritäten und Könige des Süd-Kivu haben sich im Busch versteckt und verweigern jede Zusammenarbeit mit den neuen Behörden der RCD. Die chronische Instabilität, die schon zu Mobutus Zeiten im Osten des Kongo herrschte, dürfte also andauern.

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