Dreiliterdiesel Lupo wird Öko-Auto 1999

■ Pkws werden tendenziell immer schneller, schwerer und luxuriöser, kritisiert der ökologische Verkehrsclub VCD

Berlin (taz) – Zum umweltverträglichsten Auto des Jahres hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den Lupo 3 L TDI aus dem Hause Volkswagen gekürt. Ein bisschen gedrungen sieht er aus, „ein netter kleiner Floh mit Glupschaugen“, so beschreibt ein Autoverkäufer den Kleinwagen.

Der Lupo ist das erste serienmäßige Dreiliterauto, das auf den Markt gekommen ist. Zu seiner Herstellung hat VW einen Drei-Zylinder-Dieselmotor mit geringem Volumen und ein besonders effizientes Automatikgetriebe entwickelt. Um den „Öko-Lupo“ um 150 Kilogramm leichter zu machen als den „Basis-Lupo“, haben die Hersteller Stahl durch Aluminium und Magnesium ersetzt. Dank des niedrigen Verbrauchs ist sein Kohlendioxid-Ausstoß von 81 Gramm pro Kilometer unschlagbar niedrig. Als erster Diesel erreicht der „Lupo light“ den für Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und Rußpartikel kombinierten europäischen Schadstoffgrenzwert, der ab 2005 gelten soll.

Trotzdem ist der Lupo ein umstrittener Sieger: Er ist mit seinem Preis von 26.900 Mark teuer, bei seiner Herstellung wird viel Energie verbraucht, und er bleibt – niedriger Spritverbrauch hin oder her – ein Diesel, der die Luft mit Krebs erregenden Rußpartikeln verpestet. „Wenn der Lupo einen Rußpartikelfilter hätte, wäre er das ideale Auto“, findet VCD-Sprecher Burkard Reinartz.

Den zweiten Platz der Auto-Umweltliste belegte der Daihatsu Cuore G L 3 L, dessen Verbrauch von 5 Litern pro hundert Kilometer zwar weit über dem des Lupo liegt. Dafür ist er mit einem Lärmwert von 70 Dezibel das leiseste Auto. Platz drei und den Zusatztitel „Top des Jahrzehnts“ erhielt der seit Jahren bewährte Opel Corsa, der ebenfalls die europäische Schadstoffgrenze D 4/Euro 4 einhält und wegen seines Kofferraums, der doppelt so groß ist wie beim Lupo, auch als Familienauto geeignet ist. Kompaktklasse und die Kategorie „Familienautos“ werden von zwei Modellen des Ford Focus angeführt.

Zur Bewertung der Autos hat der VCD Punkte auf einer Skala von eins bis zehn vergeben. Kriterien waren die Belastung der Umwelt, der durch Kohlendioxid hervorgerufene Treibhauseffekt und die Belastung des Menschen durch die Krebs erregenden Stoffe Benzol und Rußpartikel, durch Stickoxide und Kohlenwasserstoffe sowie durch Lärm.

Der größte Öko-Flop sind aus Sicht des VCD Jeeps mit Kuhfänger. „Sicher erleichtern sie im australischen Busch Hebammen und Ärzten das Leben. In Deutschland sind solche Spritsäufer seltener bei der Großwildjagd im Westerwald zu beobachten als im Halteverbot vor angesagten Innenstadt-Cafés“, ärgert sich Reinartz über das Statussymbol Geländewagen.

Die Top ten der umweltverträglichsten Autos gibt es seit zehn Jahren. „Unser Ziel war von Anfang an, die Aufmerksamkeit der Autokäufer auf sparsame Pkw zu lenken nach dem Motto: Wenn schon ein Auto, dann so eines“, sagt der VCD über sich selbst. Zwar hat sich seit damals die Informationspolitik der Autohersteller und -verkäufer verbessert. Manche Konzerne werben sogar mit der guten VCD-Platzierung. „Wir haben neben unserem Lupo-Modell im Schaufenster Flyer mit den wichtigsten Daten ausgelegt“, sagt ein Berliner Volkswagenverkäufer. „Viele Kunden fragen gezielt nach der Umweltverträglichkeit.“

Doch weder beim Spritverbrauch noch bei der Schadstoffbegrenzung ist der Autoindustrie eine Trendwende gelungen. Im Durchschnitt verbraucht ein neu zugelassener Pkw heute nur 1 Liter weniger als vor zehn Jahren, nämlich 7,7 Liter auf der Autobahn und 10,7 Liter im Stadtverkehr. Weiterhin werden Autos immer schneller, schwerer und luxuriöser. Für umweltpolitische Ziele eine fatale Entwicklung: „Mehr Gewicht bedeutet mehr Verbrauch“, sagt VCD-Autoexperte Gerd Lottsieper. „Luxuriös bedeutet auch mehr Verbrauch. Eine Klimaanlage beispielsweise schluckt auf hundert Kilometer 1 bis 2 Liter Sprit.“ Fazit des Verkehrsclubs: Der Lupo darf kein Alibi-Auto bleiben. Vielmehr müssen Spritverbrauch und Schadstoffausstoß in allen Fahrzeugklassen drastisch sinken. Katharina Koufen

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