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Kein Kabelsalat am Bett

■ Gegen Elektrosmog in der Wohnung helfen einfache Mittel. Zum Beispiel: Stecker raus

Das Problem ist der Platz fürs Bett. Nicht nur, dass es nicht ausgerechnet an der Wand zur WG-Küche stehen sollte, in der die Mitbewohner jeden Abend großes Palaver veranstalten, und auch nicht so, dass der Schläferin schon morgens um sieben die Sonne aufs Haupt brennt – nein: auch von elektrischen Geräten sollte es entfernt sein. Das zumindest empfehlen Baubiologen und Umweltschützer. Denn Trafos, Computer und Elektrowecker erzeugen elektrische und magnetische Felder, die als gesundheitsgefährdend gelten.

Ein elektrisches Feld entsteht aus der Spannung, sozusagen dem Gefälle zwischen elektrischen Polen. Hohe Spannung und ein kleiner Abstand zwischen den Polen ergeben ein starkes Feld, wobei sich die Feldlinien wie Gummibänder zwischen den Polen spannen. Ein Magnetfeld dagegen entsteht dadurch, dass Strom fließt. Schießen viele Ladungsträger in einer bestimmten Zeit durch ein Kabel, entsteht ein starkes Magnetfeld. Die Feldlinien ziehen sich in Kreisen um den Kabelquerschnitt.

Zwar erzeugt die Erde selbst ein starkes Magnetfeld; im Gegensatz zu den allermeisten künstlichen Feldern, bei denen sich ständig die Richtung der Feldlinien ändert, ist es jedoch statisch und für den Menschen ungefährlich. Wie gefährlich Wechselfelder für den Menschen sind, ist umstritten. Trotzdem hat sich die Sorge darüber 1997 in einer neuen „Elektrosmog“-Verordnung niedergeschlagen.

Die dort festgelegten Grenzwerte reichen Baubiologen und Umweltverbänden allerdings nicht aus. Zuviele Interessenvertreter der Industrie hätten in der damit befassten Kommission gesessen, behauptet der Hamburger Baubiologe Bernd Eichhorn. „Der Grenzwert ist so ausgelegt, dass Sie Ihr Leben unter einer 315 Kilovolt-Leitung fristen können“, sagt er etwas flapsig.

Eichhorn betreibt keineswegs Panikmache: „Zwei Stunden Zug fahren oder zwei bis drei Stunden arbeiten“, sagt er, „damit kommt der Körper klar“. Wer aber nachts womöglich über Jahre hinweg starken Feldern ausgesetzt sei, der müsse mit „körperlichen Beeinträchtigungen“ rechnen. Dazu gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen und eine verringerte Ausschüttung des Hormons Melatonin, das Niedergeschlagenheit entgegenwirkt und möglicherweise vor Krebs schützt.

Entscheidend sind nach Meinung seines Kollegen Uwe Drewelowsky die elektrischen Anlagen, die im Haus installiert sind. Andere Quellen von Elektrosmog, etwa Hochspannungsleitungen, kommen kaum in Betracht, da sie von den allermeisten Wohnungen zu weit entfernt sind, wie eine Braunschweiger Studie ergeben hat.

Im Haus gilt es die Orte zu schützen, an denen sich die Bewohner am häufigsten aufhalten: Schlaf-, Arbeits- und Lieblingsplätze. Wichtigste Regel: Abstand halten. Ein Meter reicht meistens aus. Wird der Abstand verdoppelt, verringert sich die Feldstärke auf ein Viertel. Der Kabelsalat der Stereoanlage oder der Radiowecker mit LED-Anzeige am Kopfende des Bettes verbieten sich von selbst.

Sobald ein Elektrogerät angeschlossen ist, liegt an der zu ihm führenden Leitung die volle Netzspannung von 230 Volt an, und es wirkt ein elektrisches Feld. Wird das Gerät eingeschaltet, fließt Strom und es entsteht zusätzlich ein magnetisches Feld. Gegen beide Felder hilft am besten: Stecker ziehen, Standby-Betrieb vermeiden. Das elektrische Feld um das Kabel herum kann zudem vermieden werden, wenn abgeschirmte Kabel verlegt werden. Sie sind rund ein Drittel teurer als normale Kabel.

Während es gegen das Magnetfeld genügt, ein Gerät abzuschalten, nütze das gegen elektrische Felder nur, die Ader vom Netz zu trennen, an der die Spannung anliegt, warnt Drewelowsky. Noch ein einfacher Tip zum Schluss: Müssen Sie mehrere Kabel parallel verlegen, bündeln und verdrillen Sie sie, dann wird das Magnetfeld schwächer.

Gernot Knödler

Buchtip zum Thema: Bernd Müller, Wirksamer Schutz gegen Elek-trosmog, GU-Verlag.

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