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Sparsamer Fernseher

■ Öko-Institut präsentiert Öko-TV. Bauteile sind für den Markt aber noch zu teuer

Berlin (taz) – Fernseher werden immer größer, Elektrogeräte verbrauchen immer mehr Strom und verursachen immer mehr Elektro-Sondermüll. Nur ein kleiner „Grüner Fernseher“ stemmt sich dem Umweltdesaster entgegen: Das Freiburger Öko-Institut e. V. präsentiert auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin den Prototypen für ein TV-Gerät, das weniger Strom verbraucht, fast vollständig recycelt werden kann und dessen elektronisches Innenleben ohne giftige Brandschutzmittel auskommt.

An dem „Grünen Fernseher“ haben die Umweltfachleute von fünf Elektronikfirmen zwei Jahre gearbeitet. In einem Forschungsprojekt haben sie Bildröhren (Philips) und TV-Gehäuse (Grundig) entwickelt, die zu einem erheblichen Anteil aus recycelten Werkstoffen bestehen. Die Kunststoffteile der Lautsprecher (Harman Audio Elektronik Systems) wurden aus biologisch abbaubaren Kunststoffen hergestellt. Der Stromverbrauch des Gerätes konnte durch neue elektronische Schaltungen um 18 (im Betrieb) bis 90 Prozent (im Stand-by-Betrieb) gesenkt werden.

Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, die Leiterplatten im Inneren der Geräte zu ersetzen. Leiterplatten tragen die Chips, Widerstände und Schaltkreise der elektronischen Regelungen. Weil die Platten aus Hartplastik im Betrieb sehr heiß werden, müssen sie bei herkömmlichen TV-Geräten mit halogenierten Brandschutzmitteln behandelt werden. Landet der alte Fernseher zuletzt in der Müllverbrennung, entstehen Dioxine und Furane und gelangen in die Umwelt. Die Eletronikfirmen haben daher das Hartplastik durch einen dünnen Silikonfilm (Loewe Opta) beziehungsweise durch einen recyclingfähigen Kunststoff ersetzt, der ohne Brandschutz auskommt (Grundig), und so die Schadstoffe ausgeschaltet.

Gesamtwertung des Öko-Institutes: deutlich weniger Stromverbrauch, gute Recyclingeigenschaften, mehr recycelte Werkstoffe und weniger Schadstoffe im Produkt. Wermutstropfen: Bis auf das Gehäuse und die Bildröhre sind die einzelnen Komponenten des „Grünen Fernsehers“ noch zu teuer, um in alle TV-Geräte übernommen zu werden. Das soll zwar passieren, doch wann, ist noch völlig offen. taz

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