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Merkwürdig distanziert

■ Der HSV gewinnt auf Schalke mit 3:1 und spricht von sich in der dritten Person

Die Erleichterung ob des Sieges war offenbar groß. So groß, dass die Protagonisten für kurze Zeit vergaßen, dass sie selbst daran beteiligt waren. „Heute muss man der ganzen Mannschaft ein Riesenkompliment machen“, befand HSV-Keeper Hans-Jörg Butt, als handle es sich um die Kommentierung einer Begegnung in fernen Ländern. Desgleichen Nico-Jan Hoogma, der zur Huldigung eines seltsam anonymen Siegers auftrat: „Hut ab!“

Dabei hätten die Hamburger allen Grund gehabt, unbescheiden die „Ich-Perspektive“ zu wählen. Als erfolgsversprechendes Unterfangen erwies sich dabei, die Schalker Abwehrspieler früh zu attackieren. Deren Defensive ist zwar äußerst kopfballstark, ballsicher ist sie jedoch keinesfalls. Und so luchsten Roy Präger und Mehdi Mahdavikia ein ums andere Mal den ballführenden Schalkern am eigenen Strafraum den Ball ab.

Dennoch war Schalke in der ersten Hälfte das überlegene Team, das folgerichtig durch Marc Wilmots in Führung ging (31.). Nur ein Drittel der versiebten Schalker Cahncen wiederzugeben, würde die Einrichtung einer Sonderseite erfordern. So vergab Youri Mulder gar einen Elfmeter, indem er das Leder träge in die Arme von Butt babatzte. Ganz anders die Gäste, die seltener, dafür aber zwingender vor dem Schalker Tor aufkreuzten und obendrein von der Muse geküsst schienen. Insbesondere Bernd Hollerbach: Der Mann, der seine Beine in zehn Profi-Jahren ausschließlich zum engagierten Beackern der linken Außenbahn sowie der gegnerischen Schienbeine benutzte, erzielte kurz vor der Pause den Ausgleich per filigran gezirkeltem Heber in den Winkel. Hätte Uli Hoeneß die Mitgliedschaft in der PDS gestanden, die Verwunderung wäre kaum größer gewesen.

Den Hollerbach-Part des „Feste-Druff“ übernahm in der 54. Minute dann der starke Nico Kovac per Drehschuss. Reck unterließ jeglichen Abwehrversuch, was dem Selbsterhaltungstrieb zugeschrieben werden kann. Dass er sich vier Minuten später vergebens reckte, sollte hingegen aus Gründen der Höflichkeit unkommentiert bleiben.

Der dritte von 34 Spieltagen ist somit erfolgreich beendet worden. Und spielt der HSV weiter so, dann klappts auch mit dem Elfmeterschießen im kommenden Jahr im Uefa-Pokal.

Christoph Ruf

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