piwik no script img

Stimmen vom Stillen Örtchen

Porträts aus Hamburger Toiletten. Teil 8: Lissi Leopold Eckert (83)  ■ Von Hendrik Doose

Wenn mein Vater wüsste, was ich hier mache, der würde sich im Grab umdrehen“, sagt Lissi Leopold Eckert, Klofrau in Finkenwerder, „denn ich komme aus gutem Hause“. Schon als junges Mädchen hat die heute 83-jährige sich nicht immer im Sinne ihres Vaters, der ein angesehener Schifffahrtskaufmann war, verhalten. Hinterm Schreibtisch in der väterlichen Firma konnte sie nie still sitzen und tauschte den trockenen Papierkram bald gegen eine Lehre bei Karstadt. Auch die Wahl ihres Mannes, der als Maurer arbeitete, hielten die Eltern nicht für standesgemäß.

Heute würde sie sicher einen Beruf ergreifen, der mit Sport zu tun hat, aber zu ihrer Zeit war das noch eine Männerdomäne. Eckert macht täglich 43 Seilsprünge und hat noch den Ehrgeiz, sich auf 50 zu steigern.

Finanziell hätte die alt eingesessene Finkenwerderin ihren Job nicht unbedingt nötig. Sie sieht ihren Toilettendienst an den Markttagen denn auch mehr als Gelegenheit, unter Menschen zu kommen. Immerhin hat sie schon Volker Rühe und Ole von Beust als Gast in ihren Räumlichkeiten gehabt. Zu ihren Stammkunden, mit denen sie gern ein wenig plaudert, gehören die beiden zwar nicht. Das ist aber auch nicht schlimm, sagt Eckert, denn politisch stehe sie diesen Herren nicht so besonders nah.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen