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CDU will PDS im Osten überflügeln

■ Fraktionschef Landowsky warnt Partei vor Siegesgewissheit

Der Wahlkampf lahmt. Nicht allein der SPD macht es zu schaffen, dass eine Neuauflage der Großen Koalition nach allen Umfragen schon sicher scheint. Auch die Union sorgt sich, ihre Schäfchen könnten am 10. Oktober dem Wahllokal fernbleiben, weil der Sieg schon eingefahren scheint.

Kein Wunder also, dass CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky gestern versuchte, die Erwartungen seiner Partei auf ein realistisches Maß zurückzuschrauben. Die absolute Mehrheit, die in einer einzelnen Umfrage vor Wochen schon greifbar schien, sei „völlig unmöglich“. Vielmehr wären in Landowskys Augen jene 35 Prozent, die seine Partei bei den Demoskopen zur Zeit erreicht, ein „gutes Ergebnis“. 37 Prozent wären für den Franktionsvorsitzenden „hervorragend“, ein höheres Resultat gar „sensationell“.

Das heißt aber nicht, dass der Mann keine Ziele hätte: Nur eine „strategische Mehrheit“ der CDU, also mehr Stimmen als SPD und Grüne zusammen, könne eine Regierungsbeteiligung der PDS verhindern, sucht Landowsky den Wählern zu vermitteln. Im Westteil der Stadt immerhin hält der Christdemokrat eine absolute Mehrheit für möglich. Im Ostteil, wünscht sich Landowsky, solle die Union an der PDS vorbeiziehen und stärkste Partei werden. Das wäre wahrlich sensationell, denn 1995 noch lagen die Christdemokraten dort ganze 13 Prozentpunkte hinter den Sozialisten.

Um sich zu solchen Höhenflügen aufzuschwingen, präsentiert die CDU ihren Spitzenkandidaten Eberhard Diepgen als präsidialen Bürgermeister über den Parteien. „Wir werden keinen aggressiven Wahlkampf führen“, verspricht Landowsky folgerichtig. Attacken der Sozialdemokraten pariere die Union nach den Prinzipien des Neuen Testaments: „Nicht Auge um Auge, sondern wir halten die andere Seite hin.“ Trotz derlei Harmonieversprechen bezeichnete Landowsky allerdings den SPD-Spitzenkandidaten Walter Momper als „Kaviar-Linken“ und spottete über SPD-Chef Peter Strieder, der „um sein Überleben“ kämpfe und das „Plauderressort“ Stadtentwicklung führe. Die Gesundheitssenatorin aus der eigenen Partei behandelte Landowsky allerdings kaum besser: Zu den Ambitionen von Beate Hübner (CDU) auf eine Rückkehr in den Senat ließ er durchblicken, dass das Ressort auch der SPD zufallen könnte.

Die CDU, versicherte Landowsky, bleibe eine „liberale, tolerante Großstadtpartei“. Eine beiläufige Bemerkung des Fraktionschef aber konnte durchaus Zweifel daran wecken: Als Beleg, dass es den Ostberlinern doch recht gut gehe, führte er nicht zuletzt deren „geringere Belastung durch Ausländer“ an. Ralph Bollmann

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