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Keine Rettungskampagne für Walter Momper

■  Sechs Wochen vor den Wahlen wäre der SPD-Spitzenkandidat nicht einmal mehr eine Herausforderung für die Werbeagenturen

„Um Arbeit muss sich der Chef kümmern“, heißt es auf einem SPD-Plakat mit dem Konterfei ihres Spitzenkandidaten Walter Momper. Was für das SPD-Wahlkampfteam noch stimmen mag, gilt für die Werbebranche schon lange nicht mehr. Würde die SPD sechs Wochen vor der Wahl eine Rettungskampagne für Momper in Auftrag geben wollen, würde sie, so das Ergebnis einer stichprobenartigen Umfrage, nicht selten auf Granit stoßen.

„Wenn wir den Endverbraucher für dämlich halten, dann schneiden wir uns ins eigene Fleisch“, umreißt die Werbeagentur Fritzsch & Mackat das Dilemma, dem glücklosen SPD-Kandidaten in letzter Minute noch auf die Sprünge helfen zu wollen. Zwar sei die Aufgabe, eine Rettungskampagne für ein Produkt zu entwerfen, immer eine große Herausforderung, meint Agenturmitinhaber Alexander Mackat, aber nur dann, wenn der Inhalt stimme. „Wenn ich in der Werbung etwas verspreche, was ich nicht halten kann“, so Mackat, „dann wird das immer schwierig.“

Mit dieser Haltung steht die Agentur aus Prenzlauer Berg, die vor allem mit speziellen Ostkampagnen Erfolg hatte, nicht alleine da. Auch die von Studenten der Hochschule der Künste betriebene Agentur Töchter & Söhne zeigt sich skeptisch. Zwar sei es grundsätzlich eine Herausforderung, ein schlechtes Produkt zu puschen, meint Geschäftsführer Tim Stübane. Aber in sechs Wochen noch was zu ändern, sei kaum möglich. Dabei stelle sich, so Stübane, auch die Frage, „ob Momper der richtige Kandidat ist“.

„Jedes Produkt hat seine Vorteile“, sagt Jan Flaskamp von der gleichnamigen Werbeagentur in Berlin, die unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit für die BVG bestreitet. Das Problem bei Walter Momper sei aber, dass der ein Glaubwürdigkeitsproblem habe. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es wohl zu spät, da noch was zu unternehmen, so Flaskamp, der allerdings Wert darauf legt, dass seine Agentur generell keine Aufträge von Parteien annehme.

Die hat für die SPD unter anderem die Agentur peperoni.de übernommen. Mit Plakatslogans wie „Ihr Platz ist uns genauso wichtig wie der Potsdamer Platz“, soll die Aussage „Berlin bleibt doch Berlin“ unterfüttert werden. Doch das Problem ist weniger die Aussage, als der, der sie unter die Wähler tragen soll. Dass das nicht immer so ist, weiß man bei Fritzsch & Mackat aus eigener Anschauung. So hat die Agentur vor den letzten Wahlen in Brandenburg eine Kampagne für Manfred Stolpe und Regine Hildebrand entworfen. Alexander Mackat: „Denen nimmt man ab, was sie sagen, die sind glaubwürdig.“ ga/wera

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