piwik no script img

Keskin macht in Versöhnung

Vorsitzender der Türkischen Gemeinde lobt nun Spenden für Erdbebenopfer  ■ Von Uta Caspary

Die Türkische Gemeinde in Deutschland TGD und ihr Vorsitzender Hakki Keskin gehen in die Defensive. Keskin hat seine Kritik an der deutschen Türkeihilfe noch einmal relativiert: Es sei ihm nicht um die konkrete Höhe der Soforthilfe gegangen, sondern vor allem um die „fehlende Geste der Anteilnahme seitens der Bundesregierung“, interpretierte er seine umstrittenen Äußerungen aus der Vorwoche. Gestern zog Keskin in Hamburg eine Zwischenbilanz über den bisherigen Verlauf der Hilfsaktion „Sachspenden für die Erdbebenopfer in der Türkei“.

Die Aktion wird vom Bündnis Türkischer Einwanderer TGB in Hamburg gemeinsam mit der TGD initiiert. Keskin war es bei seiner Bilanz offensichtlich ein Anliegen, das „Missverständnis“ durch deutliche Dankesworte endgültig glattzubügeln: „Für die großartige Hilfsbereitschaft und Solidarität der deutschen Bevölkerung bei der Erdbebenhilfe für die Türkei bedanken wir uns sehr herzlich.“ Das Ziel, „die Sensibilisierung der deutschen und türkischen Öffentlichkeit“, habe man erreicht. Der Austritt des TGD-Vorstandsmitgliedes Vural Öger, der aus Protest gegen Keskins Äußerungen den Vorstand verlassen hat, wurde gar nicht erwähnt.

Bananenkisten, Kartons, vollgestopfte blaue Müllsäcke, Kissen, Schlafsäcke und Isomatten türmen sich seit einer Woche in dem nur 180 Quadratmeter großen Lagerraum des Bündnisses Türkischer Einwanderer in Hamburg. Weil der Berg an Sachspenden ständig anwachse, musste ein weiterer Lagerraum organisiert werden. „Eine Containerladung mit Medikamenten, Zelten und Schlafsäcken konnten wir bereits nach vier Sammel-Tagen direkt mit Turkish Airlines in das Katastrophengebiet schicken“, berichtet Keskin. Die Hilfsaktion verlaufe in enger Zusammenarbeit mit der zivilen türkischen Organisation „Akut“, die vor Ort helfe. Nihat Ercan vom Bündnis Türkischer Einwanderer in Hamburg wies darauf hin, dass ein Schulprojekt in der Erdbebenregion zur Zeit in Planung sei.

Keskin betonte noch einmal, dass die Türkei bei materiellen Schäden von schätzungsweise über 20 Milliarden US-Dollar auf Hilfe aus dem Ausland dringend angewiesen sei. Immerhin konnte die Bundesregierung letzte Woche dazu bewegt werden, ihre Soforthilfe von fünf Millionen auf zehn Millionen Mark aufzustocken. Auch wird die EU auf Initiative der Bundesregierung zusätzliche Wiederaufbauhilfen bereitstellen.

Die Aktion „Sachspenden für die Erdbebenopfer in der Türkei“ läuft noch bis diesen Freitag. (Sachspenden werden bis 15 Uhr in der Hos-pitalstrasse 111, Haus 7, 1. Etage entgegengenommen.Tel.: Tel.: 040/380 91  71.) Spätestens nächste Woche soll die Sammelware dann mit Turkish Airlines in die Türkei verfrachtet werden. Weil der Bedarf an Sachspenden, so Kerkin, dann erst einmal gedeckt sei, soll weitere Unterstützung durch Geldspenden gewährleistet werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen