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Erdbeben in der Türkei soll Kaufhof-Türen öffnen

■ Baustadtrat: Kaufhof will mit Benefizfest erneute Sonntagsöffnung erreichen

Berlin hilft den türkischen Erdbebenopfern – der Kaufhof hilft sich selbst. Wenn es darum geht, Genehmigungen für Sonderöffnungszeiten zu bekommen, scheinen beim Chef des Kaufhofes am Alexanderplatz, Günter Biere, sämtliche Schamgrenzen zu verschwinden. Am Wochenende plant der Kaufhof „eine Benefizveranstaltung für die Erdbebenopfer in der Türkei mit Konzerten und verschiedenen Aktionen“, wie es in einer gestern verbreiteten Kaufhof-Erklärung heißt.

Anlass des Festes ist offenbar, eine Möglichkeit für die Sonntagsöffnung zu finden. „Biere hat mir gegenüber keinen Zweifel gelassen, dass er die Benefizveranstaltung dazu nutzen will“, sagte gestern der Baustadtrat des Bezirksamtes Mitte, Thomas Flierl (PDS), gegenüber der taz. Das Landesamt für Arbeitsschutz, das die außerordentlichen Öffnungen genehmigen muss, wollte den Eingang eines entsprechenden Antrages gestern weder bestätigen noch dementieren. Biere war gestern zu keiner Stellungnahme zu erreichen.

Das Bezirksamt Mitte, zuständig für die Genehmigung öffentlicher Veranstaltungen im Bezirk, hat gestern sei Okay für die Aktion auf dem Alex gegeben. Flierl begrüßt die Benefizveranstaltung zugunsten der türkischen Erdbebenopfer. „Aber ich halte es für zynisch, wenn nun jedes Ereignis willkommen erscheint, die Kaufhäuser zu öffnen.“ Hier werde Barmherzigkeit pervertiert zum kalkulierenden Ablasshandel, indem Wohltätigkeit den Umsatz steigern soll. Auch der Berliner HBV-Vorsitzende, Manfred Birkhahn, kritisierte Biere scharf. „Es gibt keine Perversion, zu der die nicht neigen, um ihre Profite zu steigern.“ Richard Rother

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