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Kein Freilos für Pöstchen

■ Immigrün Hamburg wehrt sich

Inhaltsleer? Alibi? Feigenblatt? Drei Etiketten, die Immigrün – der Organisation, in der sich MigrantInnen bei den Grünen engagieren – aufgeklebt werden. Brisant wirds, wenn sie vom eigenen Bundesvorsitzenden Atti Özdemir verpasst werden. Der ist deswegen nicht nur von seinem Posten zurück-, sondern gleich noch aus der grünen Partei ausgetreten (taz berichtete). Immigrün Hamburg sagt zu Özdemirs Vorwürfen: alles Unfug. Man solle froh sein, dass der Mann seinen Posten aufgegeben hat.

„Seine Arbeit war null“, kommentiert Filiz Demirel, Geschäftsführerin des GAL-Bezirks Altona und Mitglied im Immigrün-Bundesvorstand, in Richtung Özdemir. Dessen Klagen, Immigrün sei von der Partei finanziell hängen gelassen worden und habe keine angemessene Büroausstattung bezahlt bekommen, sind für sie „nur lächerlich“. Ihm sei es lediglich da-rum gegangen, Karriere bei den Grünen zu machen. „Wir sind aber kein Karriere-Club.“

Im Konflikt zwischen Özdemir und Immigrün geht es aber um mehr als um die Bezahlung von ein paar Büromöbeln. Es geht um das Selbstverständnis von MigrantInnen in der grünen Partei. Für die Hamburger ist klar: „Es reicht nicht aus, Migrant zu sein, um einen Pos-ten bei den Grünen zu beanspruchen“, sagt Snjezana Erdeg vom GAL-Landesvorstand. MigrantInnen in der Partei würden dann zu Recht akzeptiert, wenn sie politische Arbeit leisten und Konzepte mitbringen. „Wir wollen keine Sonderstellung, wir wollen keine Freikarte in der Partei“, betont Erdeg. Das haben „Özdemir und einige andere noch nicht verstanden.“

Von einer Alibi-Stellung der ausländischen Menschen in der Partei könne zumindest in Hamburg jedenfalls keine Rede sein. „Wir von Immigrün fühlen uns als selbstverständlicher Bestandteil der GAL“, sagt Demirel. Mit Erdeg und Gül Üzüm ist Immigrün durch zwei Frauen im GAL-Landesvorstand vertreten. aha

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