PDS trommelt mit Mühlenbrot und Luftballons

■ Wahlkampfauftakt der Demokratischen Sozialisten in Hellersdorf: „Politik ist unser aller Bier.“ Landesvorsitzende Petra Pau rechnet fest mit Fortsetzung der Großen Koalition

Kaum ist das Wahlkampfteam der Berliner PDS komplett, teilen sich die Wolken über dem Rathausplatz Hellersdorf. Trauben von blauen Luftballons mit dem Motiv der Friedenstaube, bis vor kurzem noch Markenzeichen der Grünen, leuchten im östlichsten der Berliner Bezirke in der Sonne.

„Politik ist unser aller Bier“, lädt ein Plakat zu einem Frühschoppen mit dem Hellersdorfer Bezirksbürgermeister Uwe Klett ein. Die Jugendgruppe „Kiboko“ liefert mit Trommelwirbeln die musikalische Begleitung zum offiziellen Auftakt des PDS-Wahlkampfes. Für die eingefleischten Bewohner der östlichen Bezirke wird an einem Stand „Marzahner Mühlenbrot mit Schmalz und Kräutern“ angeboten.

Nicht zufällig fällt der Startschuss für den Wahlkampf der PDS am 1. September, dem Weltfriedenstag. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es in diesem Land Menschen gibt, die sich gegen die allgemeine Militarisierung einsetzen“, sagt die Landesvorsitzende Petra Pau vor rund 50 Anhängern. Bezeichnend sei es, dass der 60. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen nicht auf der ersten offiziellen Sitzung des Bundestages in Berlin gestanden habe, bezeichnend auch die ausbleibende Entschädigung der Menschen, die während des Nationalsozialismus Zwangsarbeit leisten mußten. Bezirksbürgermeister Uwe Klett hisst eine Friedensfahne aus dem Fenster seines Büros. „Von deutschem Boden soll auch sozialer Friede ausgehen“, unterstreicht Klett das PDS-Prinzip „sozial und solidarisch“.

Shooting-Star der anschließenden „Hellersdorfer Friedensfahrt“ ist der ehemalige DDR-Radsportprofi Täve Schur, der für die PDS im Bundestag sitzt. „Na, Jungens, wie geht's?“, schulterklopft Schur die Anwesenden. Die fühlen sich sichtlich geschmeichelt. Im angrenzenden Park liefert sich Schur, die Legende der DDR-Friedensfahrten, trotz schlechten Wetters ein Rennen mit den Fraktionsvorsitzenden Carola Freundl und Harald Wolf.

Die PDS erhofft sich bei den Wahlen rund 17 Prozent der Stimmen. Mit einer rot-grünen Koalition rechnet die Landesvorsitzende Petra Pau allerdings nicht: „Momper kriegt das nicht mehr gedreht“, sagt sie nüchtern. Schließlich lehnen sowohl SPD als auch Grüne eine Zusammenarbeit mit der PDS kategorisch ab. „Momper macht Wahlkampf für die Große Koalition“, meint Pau lakonisch. Dann gibt sie den Startschuss für das Radrennen zum Hellersdorfer Friedensdenkmal. Und die blauen Friedensballons baumeln vorneweg an der Lenkstange. Andreas Spannbauer