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Thaci will eigene Partei

■ Das kosovo-albanische Parlament hat erstmals getagt – ohne den UÇK-Chef

Priština (Reuters/dpa) – Erstmals seit dem Ende des Kosovo-Krieges ist das vor anderthalb Jahren gewählte Parlament der Kosovo-Albaner zusammengekommen. Der Albaner-Politiker Ibrahim Rugova, der damals zum Präsidenten gewählt wurde, erklärte am Dienstagabend vor der Versammlung in Priština, das Parlament müsse zusammen mit der UNO-Übergangsverwaltung (UNMIK) und der internationalen Schutztruppe KFOR neue Gesetze ausarbeiten. Der Chef der UNMIK, Kouchner, war ebenso wie der Chef der kosovo-albanischen Miliz UÇK, Hashim Thaci, nicht zu der Sitzung erschienen. Die 130 Abgeordneten tagten in einem Kulturzentrum Prištinas.

Rugovas Demokratische Liga für das Kosovo (LDK) dominiert das Parlament, das im März 1998 von der albanischstämmigen Bevölkerungsmehrheit gewählt worden war. Die Wahlen hatten stattgefunden, obwohl die südserbische Provinz seit 1989 nicht mehr über Autonomie verfügte. Die Wahlen wurden bis heute nur von Albanien offiziell anerkannt. Seit der damaligen Abstimmung hat zudem die UÇK unter Rugovas Rivalen Thaci massiv an Einfluss in der Provinz gewonnen.

Thaci hat inzwischen angekündigt, er wolle vor der zugesagten Entmilitarisierung seiner Einheiten eine politische Partei gründen. Offiziell werde die Gründung „sehr bald, noch vor dem 19. September“, bekannt gegeben, kündigte er in einem Interview der französischen Tageszeitung Le Monde an. Die Strukturen dieser neuen Partei würden aus denen der UÇK hervorgehen, sagte er ohne weitere Erläuterungen. Der Chef der UÇK-Miliz will sich damit auf die Wahlen vorbereiten, die die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im nächsten Jahr organisieren will.

Thaci ist bisher „Ministerpräsident“ der selbst ernannten kosovo- albanischen Übergangsregierung, die ohne Beteiligung der gemäßigten LDK-Partei des Politikers Ibrahim Rugova gebildet wurde. Die LDK wäre bei Wahlen die Hauptkonkurrentin zu Parteien aus dem Kreis der UÇK.

Die UÇK-Miliz muss bis zum 19. September alle leichten automatischen Waffen abgeliefert haben. Dazu hat sie sich in einem Papier gegenüber der internationalen Friedenstruppe KFOR verpflichtet. Zudem dürfen keine Uniformen mehr getragen werden. In dem Papier ist zudem eine Transformation vorgesehen, die nach Lesart der KFOR die Umwandlung in eine unbewaffnete Organisation bedeutet.

Dagegen erklärte Thaci in Priština nach einem Bericht der kosovo- albanischen Tageszeitung Koha Ditore, das Kosovo werde eine eigene „Schutztruppe“ bekommen. Größe, Bewaffnung und Struktur würden in einem Abkommen näher geregelt, sagte der UÇK-Führer.

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