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„Wir müssen leider draußen bleiben“

■ Einzelhändler verbieten Jugendlichen mit umstrittenen Schildern in Gruppen den Ladenzutritt und wollen so junge Ladendiebe abschrecken / City-Ring denkt über Sicherheitsdienste nach

„Für jeden etwas“ heißt der Geschenkartikelladen von Martina Neumann. Doch ein Plakat im Schaufenster signalisiert, dass es hier nicht für jeden etwas zu kaufen gibt. „Kindern und Jugendlichen ist der Zutritt in Gruppen ab sofort untersagt“, steht dort.

Damit will Neumann junge Ladendiebe abschrecken, die bei ihr immer wieder lange Finger machen. „Die kommen zu dritt, einer lenkt die Verkäuferin ab und die anderen räumen hinten aus“, erzählt sie. Nun will sie allen Gruppen ab drei Personen den Zugang verbieten, die ihr nicht geheuer sind.

Auch in der Schlecker-Filiale und in einem weiteren Vegesacker Geschäft hängen die Plakate. „Keiner hat was gegen Jugendliche an sich“, sagt Neumann. „Aber wir kennen unsere Pappenheimer.“

Einige Kids in der Vegesacker Fussgängerzone haben dafür Verständnis. Doch der Image-Schaden für die Einkaufsmeile ist gross, auch wenn nur ein Bruchteil der rund 150 Vegesacker Geschäfte auf das Gruppenverbot setzt. „Sind wir jetzt alle grundsätzlich verdächtig, oder was?“ schimpft ein Schüler aus Lesum. Und ein junger Grohner fragt: „Darf ich jetzt nicht mal mehr mit meinen Freunden zusammen ein Geschenk aussuchen?“

Auch Rechtsanwalt Matthias Westerholdt vom Verein „Kinder haben Rechte“ hält nichts von den Plakaten: „Ein Hausverbot muss an Einzelfälle gebunden sein. Ich halte es für sittenwidrig, alle Jugendlichen pauschal zu kriminalisieren.“

Nils Koerber, Vorsitzender der Vegesacker Marketinggemeinschaft City-Ring, sagt dagegen: „Es bleibt jedem überlassen, was er in seinen Laden hängt.“ Und Wolfgang Brakhane, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordsee, sagt: „Rechtliche Bedenken haben wir nicht. Es gibt keine Verpflichtung, an jeden zu verkaufen.“ Wenn jemand bewusst auf Umsatz verzichte und Kunden ausschliesse, müsse man das als Signal dagegen sehr, sehr ernst nehmen.

Dass sieht auch Warnke Christofers von der Vegesacker Polizei so. „Im Grunde sind die Plakate ein Hilferuf des Personals“, sagt er. Denn das Problem mit den jungen Ladendieben ist nicht neu. Die Polizei hält seit dem letzten Sommer mit einem Aktionsprogramm und Kontaktbeamten dagegen.

Aber vor allem junge Kurden aus der Hochhaussiedlung Grohner Düne fallen den Beamten trotzdem immer wieder auf, heißt es im Revier in Vegesack. Doch weil die meisten jungen Ladendiebe noch nicht strafmündig sind, muss die Polizei sie oft wieder ziehen lassen.

Und das frustriert die Verkäuferinnen, die mit weniger Personal als die Innenstadtgeschäfte und mit weniger Kaufhausdetektiven auskommen müssen. „Auch dass man beschimpft wird, wenn man eine Bande rauswirft, kommt immer wieder vor“, sagt eine Schlecker-Verkäuferin. Martina Neumann wurde sogar schon angespuckt.

Wegen der Plakate rauchen in Vegesack nun die Köpfe, wie man die Einkaufsstraßen sicher machen kann, ohne das Gros der jungen Konsumenten vor den Kopf zu stoßen. Der City-Ring denkt über den Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes in der Fußgängerzone nach. Und das Amt für Soziale Dienste lädt für den 9. September zu einem Runden Tisch, bei dem sich Geschäftsleute, Sozialarbeiter und die Polizei beraten sollen.

Lars Reppesgaard

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