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Verkehr oder Lebensqualität

■ Neugestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße auf vier volle Spuren vom Beirat abgelehnt / Grund: „Überdimensioniert“

Seit Jahren wird über die Neugestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße debattiert: Ob der Verkehr dort zwei oder vierspurig zu führen ist. Und was letztlich Vorrang hat: Der Verkehrsfluss oder städtebauliche Qualitäten. Der im Februar vorgelegte – vierspurige – Plan des Straßen- und Verkehrsamtes wurde jetzt vom Beirat Mitte abgelehnt. Am 16. September soll die Deputation endgültig entscheiden.

Der Plan, den Heiko Wenke vom Straßen- und Verkehrsamt am Montag dem Beirat vorstellte, sieht eine vierspurige Straßenführung von der Brücke Richtung Innenstadt vor. Die jetzigen anderthalb Spuren würden also auf zwei pro Richtung aufgestockt. Außerdem sollen nach den Vorstellungen Wenkes auf beiden Seiten Fußgänger- und Radwege entstehen. Knapp 70 Bäume sollen die Straße begrünen. Die Kosten für die Neugestaltung in Höhe von 11, 6 Millionen Mark sind bereits bewilligt.

Die CDU-Beiratsfraktion hat die Pläne generell begrüßt. „Auf jeden Fall soll ein Rückbau“ der Straße verhindert werden, sagte gestern Klara Schreyer (CDU) aus der Bau-Deputation. SPD, Grüne und PDS dagegen kritisierten die Pläne, für die allein die Leistungsfähigkeit des Verkehrs im Vordergrund stehe. „Enttäuschend ist, dass bei der Planung bislang nur die Vierspurigkeit verfolgt wurde“, erklärte SPD-Beiratsmitglied Malte Greppmair. Denn eine solche Überdimensionierung der Straße trenne die westliche Innenstadt und das Faulenquartier von der Altstadt ab. Bei einer vierspurigen Fahrbahn plus erhöhter Trasse für Straßenbahnen und Busse sei eine Überquerung für Fußgänger abschreckend.

Dabei stammen die Pläne für eine bessere Anbindung der Weststadt ausgerechnet von Ex-Bausenator Bernd Schulte (CDU). Demnach soll der Tunnel unter der Brill-Kreuzung zugeschüttet und oben eine komfortable Fußgänger-Querung geschaffen werden. Die CDU-Forderung nach vierspurigen Fahrdämmen würde eine solch bequeme Fußgänger-Führung allerdings „konterkarieren“, kritisierte Carsten Sielung, der für die SPD in der Bau-Deputation sitzt.

Weiteres Problem ist die Verkehrstechnische Grundlage, mit der die Vierstreifigkeit begründet wird. Das Verkehrsaufkommen in der Bürgermeister-Smidt-Straße liegt zwischen 17.000 und 20.000 Autos pro Tag. Die Zahlen liegen im oberen Bereich einer zweispurigen Fahrbahn und im unteren Bereich einer vierspurigen, erklärte Ortsamtsleiter Robert Bücking. Für Notspitzen seien vier Spuren erforderlich, um Staus zu vermeiden, begründete dagegen Wenke die Pläne: Außerdem ginge es darum, „Autofahrer als Kunden hier willkommen zu heißen.“

Bei den vierspurigen Planungen wurde allerdings von einem Wachstum der Einwohner-Anzahl, der Arbeitsplätze und Einzelhandelsflächen in der Innenstadt ausgegangen, kritisierte Bücking. Bestenfalls blieben diese Zahlen aber konstant oder seien wie bei den Arbeitsplätzen und der Einwohnerzahl sogar rückläufig. Die Frage nach der „Überdimensionierung“ der Straßenführung sei also durchaus berechtigt. Vergleichszahlen für eine Abnahme des Verkehrs lägen dagegen gar nicht vor.

Tatsächlich finde „ein Rückbau“ der Bürgermeister-Smidt-Straße statt, verteidigte Wenke die Pläne. Statt der derzeitigen sieben Meter für die PKW-Spuren hat man nun das unterste Maß von 5,80 Meter vorgesehen. So bliebe Platz für Fußgänger und Radfahrer. Eine Zweispurigkeit dagegen sei aber wegen der Knotenpunkte insgesamt nur auf wenigen Metern machbar, erklärte Wenke. Dann würden Abbiegespuren an den Kreuzungen sowieso die Straße verbreitern.

Mit den Stimmen von SPD, Grünen und PDS hat sich der Beirat gegen die Planungen ausgesprochen. Der Beirat hat allerdings nur ein Mitwirkungsrecht. Entscheiden wird am 16. September die Bau-Deputation. SPD und CDU wollen nächste Woche mit den Sondierungsgesprächen beginnen. Im Rahmen der Koalition versuche man allerdings Einigung mit dem Koalitionspartner zu suchen, hieß es aus der SPD. Die Entscheidung der Deputation soll dann zügig umgesetzt werden. pipe

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