Kommentar: Alibi-Anstrich
■ Innenbehörde mit dreisten Ausreden
Es ist dreist, welche Ausreden sich die Innenbehörde einfallen lässt, um ihre inhumane dafür aber wischpraktische Planung zum neuen Abschiebegewahrsam zu verteidigen. Anstatt zuzugeben, dass Unter-Abteilungen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten, die Zellen nach dem Motto „ausspritzen, neu belegen“ konzipiert haben, eiert man jetzt an der Behördenspitze herum. Grund: Ein sinnvoller Umbau der Zellen würde sechsstellige Beträge kosten.
Ergo: Jetzt wird mit ein paar Eimern Farbe auf den weißen Kacheln herumgeschmiert. Alle anderen kritisierten Mängel werden bis aufs Messer verteidigt. So wurden Kacheln und undurchsichtige Glasbausteine angeblich aus Brandschutzgründen installiert. Warum dies nicht mit schwer entflammbaren Tapeten und nicht zu öffnenden Fenstern umzusetzen war, kann die Innenbehörde nicht erklären. Und wer soll dies überhaupt glauben, wenn im gleichen Trakt die Zellentüren sämtliche Fluchtwege versperren, weil der Gang dazwischen zu schmal ist? Wenn für den Trakt nicht einmal Personal vorgesehen ist, um im Notfall einschreiten zu können?
Nein, Sicherheitsaspekte sind nicht die wahren Gründe. Stets handelte es sich um Kosteneinsparungen und reine Zweckmäßigkeit. Hoffen wir, dass der Landesrechnungshof wenigstens im Nachhinein die Farbe für die Kacheln beanstandet. Denn die sind jetzt vollkommen überflüssig – ein Alibi-Anstrich. Jens Tittmann
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