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Lehrstelle? Fehlanzeige!

■ DGB beklagt Ausbildungsmisere. Kritik an Ostfirmen und „Subventionsunwesen“

Berlin (AP) – Die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz wird sich nach Darstellung des DGB in diesem Jahr wahrscheinlich auf mindestens 172.000 erhöhen. Für etwa 80.000 neue Schulabgänger gebe es derzeit „beim besten Willen keinen Platz im Ausbildungssystem“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Regina Görner gestern in Berlin. Die Jugendlichen müssten sich entweder zu den mindestens 90.000 gesellen, die bereits in der Warteschleife sind, „oder sie werden am Ende des Monats als gänzlich Unversorgte übrig bleiben“. Dabei habe die Bundesregierung versprochen, in diesem Jahr alle Anwärter mit einer Lehrstelle zu versorgen.

Zu Beginn des Ausbildungsjahres 1999/2000 seien bei der Bundesanstalt für Arbeit noch gut 145.000 Jugendliche ohne Lehrvertrag registriert gewesen, berichtete Görner. Ihnen stünden gegenwärtig noch knapp 65.000 offene Ausbildungsplätze gegenüber. Der Zuwachs des Angebots um 3,8 Prozent gehe ganz allein auf das Sofortprogramm der Bundesregierung zurück, lobte Görner, die vor einem Wechsel in das Kabinett des künftigen saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) steht.

Sollte das Bündnis für Arbeit in der Frage der Ausbildungsplätze nicht erfolgreich sein, werde der DGB den umstrittenen Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben wieder ins Gespräch bringen. Dann werde sich auch der Bundeskanzler, der die Umlage strikt ablehnt, mit der Idee beschäftigen müssen, betonte Görner. All diejenigen in der Wirtschaft, die behaupteten, es gehe auch ohne die Abgabe, müssten umdenken.

Scharfe Kritik übte Görner am Verhalten ostdeutscher Unternehmen, von denen sich zu viele „darauf verlassen, dass der Staat ihnen die Ausbildung abnimmt“. Rund 70 Prozent aller betrieblichen Lehrstellen dort hingen heute „in der einen oder anderen Weise am staatlichen Tropf“. Diesem „Subventionsunwesen“ müsse mit einer gezielten Ausstiegsperspektive begegnet werden.

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