Einmal Türke, immer Türke!

taz: Herr Sentürk, Sie sind deutscher Staatsbürger und bemühen sich seit Februar um eine Eintrittskarte für das Fußballländerspiel Deutschland gegen die Türkei in München?

Osman Sentürk: Ja. Im Februar habe ich beim DFB in Frankfurt angerufen und um eine Karte gebeten. Meine Bestellung habe ich auch per Fax zugeschickt.

Was ist dann passiert?

Nichts. Dann habe ich mehrfach angerufen und nach einer Karte gefragt. Jedes Mal hieß es: Ja, ja, haben Sie Geduld ...

Und Sie waren geduldig?

Ja. Aber dann platzte mir der Kragen und ich rief im Mai beim DFB nochmals an. Und da hieß es: Herr Sentürk, Sie sind Türke. Deshalb bekommen Sie von uns keine Karte. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich deutscher Staatsbürger bin, kein Türke!

Dann haben Sie Ihre Karte bekommen?

Nein! Die Dame vom DFB Frankfurt am Telefon sagte mir: Aber Sie heißen doch Sentürk ...

Herr Sentürk, Sie haben natürlich auch einen unverkennbar türkischen Namen. Sentürk [der frohe Türke – d. Red.].

Ach, wissen Sie, ich habe mich bei der DFB-Dame mit Sehntürg gemeldet, also meinen Namen ein wenig germanisiert.

Aber auch das hat Ihnen nicht viel geholfen?

Nein! Als ich laut wurde, hat mir die Dame geraten, mich an den Bayerischen Fußballbund zu wenden.

Nachdem Sie so gut Bajuwarisch sprechen, werden Sie sicherlich bei den Bayern Erfolg gehabt haben ...

Es wurde Juni. Na ja, ich habe beim Bayerischen Fußballverband angerufen. Habe natürlich wieder meinen Namen etwas verstellt.

Und?

Die BFV-Frau war noch fixer: „Na, Sie san doch Türke ... Sie müssen sich an den Türkischen Fußballverband in Dortmund wenden. Die verkaufen an die Türken ...“

Haben Sie das gemacht?

Nein. Ich hab dann nur noch in den Hörer gebrüllt, das sei Rassismus, Diskriminierung ... Gott sei Dank ist die Frau dann weich geworden. Ich habe jetzt zwei Karten bekommen im Q2-Block. Sitze also bei den Deutschen.

Was glauben Sie, warum verhält sich der DFB so merkwürdig?

Ich glaube, der DFB will vermeiden, dass das Spiel zu einem Heimspiel für die Türkei wird.

Immerhin haben Sie sich jetzt dem DFB gegenüber als Deutscher durchgesetzt.

Beim DFB ja!

Interview: Bülent Tulay