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Letzte Torpedos gegen Abtreibung

Drei Kardinäle fahren mit Bischof Lehmann zum Papst: Neue Konsultationen über Schwangerschaftsberatung. Kölner Kardinal kurz vor Ausstieg?  ■   Von Heide Oestreich

Berlin (taz) – Kurz vor der herbstlichen Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda machen die Konservativen in puncto Schwangerschaftskonfliktberatung noch einmal kräftig die Pferde scheu. Aus der „Umgebung“ des Kölner Kardinals Joachim Meisner zitiert die Tagesschau, der Kardinal werde den Kompromiss zur Schwangerschaftskonfliktberatung nicht mehr mittragen. Nach langem Gezerre um den Verbleib der Kirche in der gesetzlichen Konfliktberatung, die Voraussetzung für eine straffreie Abtreibung ist, hatte die letzte Vollversammlung einstimmig einen Beratungsschein „mit Zusatz“ beschlossen. „Diese Bescheinigung kann nicht zur Durchführung straffreier Abtreibungen verwendet werden“, sollte in schönster Paradoxie nun auf dem Beratungsschrieb stehen. Denn der, so stellte Justizministerin Herta Däubler-Gmelin klar, berechtigt trotz seines Aufdrucks zur Abtreibung.

Meisner, so heißt es nun, wolle den Ausstieg der katholischen Kirche aus dem Beratungssystem. Bestätigen wollte sein Sekretariat diese Gerüchte aber nicht.

Zumindest einigen einflussreichen Bischöfen muss aber der Kompromiss derart schwer im Magen liegen, dass sie eine erneute Konsultation mit Rom erwirkten. Am morgigen Mittwoch wird Meisner zusammen mit den Kardinälen Friedrich Wetter aus München und Georg Sterzinsky aus Berlin und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, in die Sommerresidenz des Papstes reisen. Dort werde es vermutlich auch um die Konfliktberatung gehen, lässt Lehmanns Sprecher, Rudolf Hammerschmidt, wissen. Aus dem Ordinariat des Münchner Kardinals Wetter hieß es, die breite gesellschaftliche Debatte des Sommers habe den Wunsch entstehen lassen, den Kompromissvorschlag noch einmal zu diskutieren. Ein Wunsch, der das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) tief seufzen lässt: „Wir erwarten, dass der gefasste Beschluss nun nicht noch einmal in Frage gestellt wird“, stellt der Sprecher des ZdK, Theodor Bolzenius, klar.

Die FAZ berichtet zudem von Vorwürfen „katholischer Publikationen“ an die Adresse Bischof Lehmanns. Der Formulierungsvorschlag aus Rom sei von Lehmann heimlich in einem Schreiben an Rom vorbereitet und vorgezeichnet worden. Damit habe er das Abstimmungsverhalten der Bischöfe mit „unlauteren Machenschaften“ beeinflusst. Wenig amüsant findet das Lehmanns Sprecher Hammerschmidt. Lehmann habe keinerlei Fomulierungsvorschläge nach Rom geschickt. „Diese Versuche, Bischof Lehmann Manipulation zu unterstellen, sind absurd und bösartig“, sagte Hammerschmidt der taz.

Die anstehende Wiederwahl des Vorsitzenden Bischof Lehmann auf der Fuldaer Konferenz können solche Anwürfe wohl kaum gefährden. Aber ein Votum gegen den Beratungskompromiss kann der Bischofskonferenz, die nach ihrem Selbstverständnis „mit einer Stimme“ sprechen soll, gehörig die Zunge spalten. Auszuschließen ist also nicht, dass in Zukunft nicht nur in Dybas Diözese abtreibungswillige Frauen eine andere Beratungsstelle aufsuchen müssen. Denn bindend sind die Beschlüsse der Konferenz nicht.

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