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■ StandbildBisschen Grelles, bisschen Aufklärung

„ANDERSrum“, So., 0.15 Uhr, WDR; „anders Trend“, Mo., 23 Uhr, RTL

Die Zeit drängte. Wollte der WDR mit seinem Homomagazin „ANDERSrum“ vor dem Konkurrenzprodukt „anders Trend“ von RTL an den Start gehen, musste fix ein Sendeplatz her. Also wurde die „Alien Invasion“ am Sonntag um eine halbe Stunde geschoben. Ob man sich beim Dritten in Köln so ein adäquates Sendeumfeld vorstellt?

Vor den Ausserirdischen kam also ein stets an der Kamera vorbeimoderierender Georg Uecker. Die Themen: Schwule beim Bund und bei der Polizei, die christliche Ex-Gay-Bewegung in den USA, neue HIV-Aufklärungskampagnen und ein Porträt des Comicautors Ralf König. Spartenfernsehen von Homos für Homos, ein bisschen Grelles, ein bisschen Aufklärung. Schrecklich dann ein Gespräch zwischen Uecker und Comedy-Mann Thomas Hermanns über schwulen Humor. Statt ihn vorzustellen, charmierte Uecker seinen Gast gleich mit Komplimenten und faselte fortan nur noch Stichworte.

Boris Henn, als Moderator von „Explosiv Weekend“ in der ungleich professionelleren Position, hatte nachts darauf das journalistischere Team an seiner Seite. Die Themen waren auch nicht eben neu: Schwule und ihre beste Freundin, die Reisemekkas der Schwulen, ein schwules Elternpaar, eine schwule Butterfahrt und – natürlich – Schwule beim Bund. Doch während beim WDR alles in einer Soße aus Wohlmeinen und Ironie schwamm, wurde hier meist schlicht nachgefragt und gingen auch schöne, unbehauene Sätze auf Sendung wie der eines Mykonosreisenden: „Das Niveau ist hier viel, viel höher wie auf Ballermann 6.“

Und wo blieben die Lesben, die in Henns Anmoderation („das Magazin für Schwule, Lesben und alle, die es interessiert“) noch auftauchten? Die bekamen die einzigen „expliziten“ Bilder geboten: Bonobo-Äffinnen beim „GG-Rubbing in der männchenfreien Zone“. Kaum wahrscheinlich, dass Lesben dafür eine Stunde Schwule gucken wollen.

Reinhard Krause

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