Querspalte

■ Das neue Gesicht der alten SPD

 Wochenends schien warm die Sonne, doch der Wähler ließ sich nicht beschwichtigen: Er zeigte sein wahres bestialisches Gesicht. Peitschenschwingend hat er die Genossen „abgestraft“. Blut rinselt vom Rücken der stöhnenden Sozialdemokratie und befleckt das gelbe Armani-Trikot. Es sei doch nur ein Kommunikationsproblem, stöhnte die SPD, man hätte die richtigen Inhalte nicht rüberbringen können ... Neue Kommunikanten, neue Strategien müssen her, um das „Produkt“ besser verkaufen zu können.

 Die Voraussetzungen für eine neue SPD-Kampagne sind eigentlich gar nicht so schlecht: Bei der oft als Auslaufmodell denunzierten Partei handelt es sich um ein Produkt, das dem Namen nach noch relativ bekannt ist – runde 51 Prozent der Wahlberechtigten haben von dem Kürzel SPD schon mal gehört, etwa 40 Prozent wissen auch, was es bedeutet. Ein gewisser Wiedererkennungswert ist also da. Ich denke, man müsste den exklusiven Charakter einer Wahlentscheidung für die SPD stärker herausstellen, so im Sinne von: Diesmal gönne ich mir was Besonderes: SPD!

Man könnte auch mit dem Charme der Rebellion des Ungeschickten kokettieren: „Familie, Fehmarn und die Fidschiinseln – das ist mir alles inzwischen langweilig geworden. Deshalb wähle ich diesmal: SPD!“ Angesichts der Schwere der Lage sollte man in einer neuen SPD-Kampagne vielleicht noch weiter gehen: auf totale, entwaffnende Offenheit setzen, vermeintliche Defizite ins Offensive drehen: „Unschuldig & ahnungslos = supersexy: SPD“, auf verschattete, traurige Augen setzen, die der Verlust dem „beautiful loser“ (Leonard Cohen) verleiht, also: „Momper, weil Verzweiflung auch schön sein kann“.

 Der „Hammer für den Notausstieg“ befindet sich an der „Führerhausrückwand“, steht in der Berliner S-Bahn. Was immer damit gemeint sein mag. Detlef Kuhlbrodt