piwik no script img

Alles vom Feinsten unter Bahamas Billigflagge

■ Taufe unter Protest: Gewerkschaften kritisieren „Hungerlöhne“ auf Hapag-Lloyd-Luxusliner „MS Europa“

Begleitet von Seeleute-Protesten der Gewerkschaften DAG und ÖTV sowie ehemaligen Besatzungsmitgliedern der alten „MS Europa“ wurde gestern an der Überseebrücke der neue Hapag-Lloyd Luxusliner „MS Europa“ getauft. Der moderne Kreuzfahrer der Hamburger Reederei wird unter der Billigflagge der Bahamas fahren, ein Großteil der Besatzung wurde unter zypriotischen Arbeitsbedingungen zu Löhnen in Soziahilfehöhe angeheuert.

Aufgrund der Proteste hatte Strom- und Hafenbau eigens das Hausrecht für die Überseebrücke an Hapag Lloyd abgegeben, deren Bodyguards penibel darauf achteten, dass nur geladenene Gäste durchkamen. Doch auch die muss-ten sich den Weg zur Taufe durch ein Spalier protestierender Seeleute bahnen, die lautstark mit Trillerpfeifen und Rasseln ihren Unmut zum Ausdruck brachten. Auch Bürgermeister Ortwin Runde, Wirtschaftssenator Thomas Mirow sowie Ex-Bürgermeister Henning Voscherau wurden mit einem Meer von Plakaten konfrontiert, die die „andere Geschichte der ,MS Europa'“ erzählten: „Das Kapital ist seine Steuern los – der Seemann, der ist arbeitslos“ oder „Aus deutschen Steuern betrieben – deutsche Seeleute vertrieben“.

Der Hamburger DAG-Schifffahrtsexperte Frank Müller kritisierte aber nicht nur die „Hungerlöhne“, sondern auch die „mangelnden Sicherheitsstandards“, die oft auf Billigflaggenschiffen herrschen. So konnte die neue „MS Europa“ wegen der verspäteten Auslieferung durch die finnische Werft die geplanten Kurzprobefahrten nicht mehr durchführen, mit denen die Besatzung aufeinander eingespielt wird. Bei solchen Checks probt die Crew in der Regel auch den Ernstfall. Kai von Appen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen