: Zarter Global Player
„The Body Shop“ betreibt eine weltweite Kampagne unter dem Motto „Hemp is hope not dope“ ■ Von Esther Kogelboom
„Hemp is hope not dope“ schimmert es in deutlich sichtbaren Lettern durch die transparente Paste. Ein unmissverständlicher Duft dringt aus der runden Blechdose mit der Aufschrift „Elbow Grease“. Für trockene bis sehr trockene Haut ist die Creme gemacht, und dank der Ingredenzien aus Hanfsamenöl bekommt man mit Hilfe des Mittelchens in kürzester Zeit wieder zarte Ellenbogen und Fersen. Für rund 18 Mark ist die Dose nicht etwa bei einer kleinen, alternativen Handelskooperative erhältlich, sondern in fast jeder Stadt der Welt in den Geschäften des Global Players „The Body Shop“.
Das britische Kosmetikunternehmen unter der Führung von Anita Roddick, das komplett auf Tierversuche verzichtet und einen Nachfüllservice anbietet, macht vor allem durch sein gesellschaftspolitisches Engagement von sich reden. Mit „Hilfe durch Handel“-Projekten unterhält „The Body Shop“ Handelsbeziehungen zu Kooperativen auf der ganzen Welt. So wird zum Beispiel das Paranuss-Öl für eine Haarpflegespülung von den brasilianischen Kayapo-Indianern frisch gepresst an das Unternehmen weiterverkauft.
Abgesehen von der Ellenbogen-Creme steht in den Regalen der Kosmetik-Kette ein Lippenpflegestift, Hanföl zur Massage, Handcreme und Seife – kein internationaler Konzern wagt derzeit eine größere Cannabis-Offensive.
„The Body Shop“ stieß mit seinem Konzept jedoch nicht immer auf Gegenliebe. Proteste begleiteten die Einführung der Produktlinie. „In Aix-en-Provence wurden die Kosmetika von den französischen Behörden im Laden konfisziert, weil die Darstellung des Hanfblattes angeblich die Kunden dazu animieren sollte, Marihuana zu konsumieren“, weiß Elisabeth Weyermann von „The Body Shop“ Deutschland.
Auch in Hongkong habe das Narcotics Bureau geprüft, ob die Produkte gegen das geltende Recht verstoßen. Dort habe man sich ganz bewusst auf illegales Terrain begeben und Journalisten THC-armen Hanfsamen geschickt, um aufzuklären.
„Auf der ganzen Welt konnten wir bis jetzt einiges mit der Kampagne bewegen“, so Weyermann. „In Australien hat man sogar in einigen Bundesländern die Gesetzgebung geändert, damit wir die Hanflinie dort verkaufen können.“ Down under arbeitet das Unternehmen mit „Ecofibre Association“ für den Hanfanbau zusammen. In deutschen Landen kam es bei der Einführung der Hanf-Linie nur in Rostock zu einem Zwischenfall, als neben Tuben und Tiegelchen ein paar Hanf-Lollis vom Berliner HanfHaus unter die Leute gebracht wurden.
Das Hanfsamenöl, das selbstverständlich nur eine berauschende Wirkung auf trockene Haut und Neurodermitis hat, wird aus Rohstoffen aus Kanada und Frankreich gewonnen. Mit den Verkaufszahlen zeigt sich Elisabeth Weyermann so zufrieden, dass die nächsten Hanf-Produkte in der Planung sind. Einziger Wermutstropfen: Die Verpackung macht das sonst so beliebte Nachfüllen umöglich. Tönnies Bartesch, der im „Body Shop“ im Berliner Bahnof Friedrichstraße arbeitet, ist ebenfalls zufrieden mit dem Umsatz und der Reaktion der Kunden. „Man kann die Produkte wegen der aufklärenden Wirkung gar nicht genug unter die Leute bringen. Der Geruch ist zwar oft abschreckend, aber die Kunden interessieren sich sehr dafür.“
Jeder Mitarbeiter ist speziell geschult worden, um auf Nachfragen vorbereitet zu sein. Bartesch, der der Kundschaft gleich die passende Literatur empfiehlt: „Manche stehen davor und fragen: Macht das denn nicht high? Darauf bin ich vorbereitet.“ Fakt ist, dass gewaschene Hanfsamen kein THC (Delta-9-tetrahydrocannibinol) enthalten, sondern spröde Lippen wieder kussfest, Fersen zart und Hände geschmeidig machen können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen