: Erfolgreiche Fehlschläge der Nato
■ General Clark gesteht Verfehlung der gesetzten Ziele beim Kosovo-Krieg ein, zeigt sich aber dennoch zufrieden. UÇK liefert Waffen ab. Abgabefrist läuft am Sonntag aus
Brüssel /Priština /Köln (dpa/AP) – Die Nato hat bei ihren Luftangriffen auf serbische Truppen im Kosovo deutlich weniger Ziele erfolgreich getroffen als zunächst angegeben. Das bestätigte der Nato-Oberbefehlshaber und Leiter der 79-tägigen Militäraktion, US-General Wesley Clark, am Donnerstag vor Journalisten in Brüssel. Clark legte eine Studie vor, für die Berichte der Piloten und Fotos sowie Videos ausgewertet und Zeugen nach Kriegsende befragt wurden. Dabei zeigt sich, dass von den zunächst angegebenen etwa 180 Panzern nur 93 von Nato-Flugzeugen getroffen wurden. Dennoch sprach Clark von einem erfolgreichen Einsatz des Bündnisses in dem Luftkrieg. „Wir haben genug zerstört und getroffen, der Konflikt hat zu den Bedingungen der Nato geendet“, sagte Clark.
Nach seinen Angaben wurden von der Nato 153 feindliche gepanzerte Fahrzeuge, 339 Militärfahrzeuge und 389 Artillerie und Mörser zerstört.
Kritik seitens der Grünen am Selbstlob der Krieger
Die verteidigungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Angelika Beer, hat hingegen Kritik an der Nato-Bilanz zum Kosovo-Krieg geübt. Beer sagte am Freitag im Westdeutschen Rundfunk, in der ersten Phase des Einsatzes sei es nicht gelungen, die Massenvertreibungen der Kosovo-Albaner aus der serbischen Provinz zu verhindern. Seit Ende des Krieges habe es die Allianz zudem bislang nicht geschafft, ein multiethnisches Zusammenleben im Kosovo zu ermöglichen. Es sei nun wichtig, zu erörtern, welche Defizite es vor Ausbruch des Krieges auf der Seite der Nato gegeben habe.
Die Kosovo-Befreiungsarmee UÇK hat nach Nato-Angaben vom Freitag bisher mehr als 10.000 Waffen vor Ablauf der Frist am Sonntag abgegeben. Nato-Sprecher Major Roland Lavoie sagte, allein am Donnerstag seien 1.000 Waffen übergeben worden.
Einige der Waffen kamen aus Albanien, wo nach dem Zusammenbruch einiger Anlagegesellschaften, die nach dem so genannten Schneeball- oder Pyramidensystem operierten, die Arsenale geplündert wurden und hunderttausende Waffen in privaten Händen landeten.Insgesamt würden mehr als 10.000 Waffen an sicheren Orten aufbewahrt. Bis zum Sonntag dürfen die UÇK-Kämpfer Waffen und Uniformen tragen, um die Aufbewahrungslager zu bewachen. Danach wird nach Angaben Lavoies der Nato-Friedenstruppe KFOR die Verantwortung übertragen.
Nach den Worten des jugoslawischen UN-Botschafters Vladislav Jovanovic versteckt die UÇK ihre modernsten Waffen in Albanien, Makedonien und geheimen Lagern im Kosovo. Die Entwaffnung der UÇK sei deshalb eine Farce, sagte er in New York.
Kommentar Seite 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen