piwik no script img

Mit Helios über den Bodensee

■ Die Kopf AG schafft Anwendungsbeispiele für die Solartechnik. Gestern startete eine 20 Meter lange Fähre auf dem Bodensee

Gaienhofen (taz) – Der griechische Sonnengott Helios lieh gestern bei einer Schiffstaufe am Bodensee der größten Solarfähre Deutschlands seinen Namen. Das Solar-Shuttle „Helio“ vom Typ RA 66 stach am Nachmittag von Gaienhofen aus in das sogenannte Schwäbische Meer. 20 Meter lang, viereinhalb Meter breit und 15 Tonnen schwer ist es in der Balinger Werft der Kopf AG aus Sulz-Bergfelden, Kreis Rottweil, entstanden. 52 Solarmodule versorgen dieses neunte Solarboot-Modell aus dem Hause Kopf mit Energie.

Ein 900 Amperestunden starker Akku erlaubt bei einer Reisegeschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde bis zu sechseinhalb Stunden Fahrt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt indes bei 15 Kilometern pro Stunde und erreicht damit die Geschwindigkeit der herkömmlich betriebenen Fähren auf dem See. Zunächst einmal soll das Solar-Shuttle im Testbetrieb laufen. Im kommenden Frühjahr wird die Helio dann ihre Vorgängerin, die RA 33, im Fährpendelverkehr zwischen Gaienhofen und dem schweizerischen Steckborn ablösen. Sie kann immerhin 50 Personen transportieren und ist mit ihren wesentlich kleineren Vorgängern kaum mehr vergleichbar. Um das 950.000 Mark teure Schiff finanzieren zu können, hat sich vor Ort eigens der deutsch- schweizerische Trägerverein „Solarfähre Untersee“ gegründet.

Die Solarboot-Flotte der Kopf AG ist Teil der Firmenphilosophie. Bereits vor 25 Jahren hat der innovative Betrieb seine ersten Sonnenkollektoren installiert. Seither ist das mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von knapp 90 Millionen Mark bemüht, Anwendungsbeispiele für die alternative Energietechnik zu schaffen. Dabei sind Prestigeprojekte wie der Solarturm in Moos am Bodensee und das Solarkraftwerk in Balingen entstanden. Neben der Sonnenenergie umfasst das Kopf'sche Solar-Programm Sonnenkollektoren zur Wärmegewinnung und Solar-Absorber, wie sie beispielsweise das Sulzer Schwimmbad beheizen.

Nicht umsonst bekam die Firma 1995 den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg und 1997 den Deutschen Solarpreis der Sonnenenergie-Vereinigung Eurosolar. Und parallel zum 100.000-Dächer-Programm der Bundesregierung hat der Vorstandsvorsitzende Friedrich Kopf zuerst ein firmeneigenes 100-Dächer-Programm und inzwischen sogar ein 1.000- Dächer-Programm gestartet – mit finanziellen Vorteilen für die Kunden versteht sich. Allein in diesem Jahr konnte die Kopf AG auf diese Weise 400 Quadratmeter Kollektorfläche und Photovoltaikanlagen mit insgesamt 210 Quadratmetern Größe verkaufen.

Überhaupt treibt die 350 Mitarbeiter starke Firma alternative Energie- und Heiztechniken voran. So bietet sie Heizungen an, die Pellets oder Holzhackschnitzel verbrennen. Und um die Funktionsweise eines Blockheizkraftwerkes zu demonstrieren, hat sie in einem Sulzer Neubaugebiet sogar in ein Nahwärmenetz investiert.

1930 als Bauflaschner- und Installationsbetrieb in Sulz am Neckar gegründet, besteht die Kopf-Gruppe heute aus der Bau und Boden GmbH, der Spezialtiefbau GmbH, der Wärmeversorgungs GmbH sowie der Umwelt- und Energietechnik GmbH im sächsischen Riesa. Schon seit 1995 verfügt die AG über ein zertifiziertes Qualitäts-Management-System nach der ISO-Norm 9001. Im August 1999 zertifizierte der TÜV ihr Umwelt-Management- System nach DIN 14001. Wie heißt es doch in einer Broschüre der Kopf AG: „Umweltbewusstsein entsteht im Kopf.“

Andreas Ellinger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen