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Gift in der Nähe der Werft

■ Greenpeace stellt Strafanzeige gegen Sietas-Norderwerft

Fünf deutsche Nordseehäfen sind nach einer Untersuchung von Greenpeace stark mit dem giftigen Schiffsanstrich Tributylzinn (TBT) belastet. „Die mit Abstand höchs-ten TBT-Werte mit bis zu 48.000 Mikrogramm pro Kilogramm Hafenschlick fanden sich in den Häfen von Hamburg, Bremerhaven und Emden in unmittelbarer Nähe von Werftbetrieben“, erklärte Green-peace-Chemieexperte Manfred Krautner gestern in Hamburg. Gut 50 AktivistInnen besetzten gestern Nachmittag daher zeitweilig ein Dock der Hamburger Sietas-Nor-derwerft.

Bei den Werften handelt es sich um Blohm+Voss und Sietas in Hamburg, Lloyd in Bremerhaven und die Thyssen Nordseewerke in Emden. Dort werde der alte Lack von Schiffen entfernt und der Rumpf mit TBT-haltiger Schiffsfarbe gestrichen, um den Bewuchs von Algen und Muscheln zu verhindern.

„Das Dauergift TBT macht den Hafenschlick in den deutschen Nordseehäfen zu Sondermüll“, stellte Krautner fest. Meeresorganismen wie Seeschnecken, Muscheln und Fischlarven würden schwer geschädigt. Beim Menschen könne die organische Zinnverbindung Schäden am Immun-system verursachen.

Das Greenpeace-Schiff „Beluga“ war am 16. August zu einer zweiwöchigen „TBT-Fahndungstour“ entlang der Nordseeküste aufgebrochen. Dabei sei am 27. August auf einem Dock der Hamburger Norderwerft „ein drastischer Fall schwerer Umweltverschmutzung“ dokumentiert worden. Dabei sei Kupferschlacke geradezu in das Hafenbecken geregnet. Gegen die Verantwortlichen ist gestern Strafanzeige erstattet worden.

„Die meisten im August kontrollierten Werften halten nicht die gesetzlichen Umweltvorschriften ein“, meinte Greenpeace. Es fehlten Vorrichtungen, mit denen die TBT-Freisetzung verhindert werden könne. Die Umweltschützer forderten erneut das Verbot von Tributylzinn. lno

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