: Barak und Schröder gedenken der ermordeten Juden
■ Israels Ministerpräsident und der Kanzler besuchen KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen
Berlin (AP) – Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak und Bundeskanzler Gerhard Schröder haben in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen ihren Willen beschworen, nie wieder einen Völkermord zuzulassen. Der Besuch in dem ehemaligen KZ, in dem in Nazideutschland mindestens 100.000 Menschen ums Leben kamen, war gestern der Höhepunkt von Baraks Reise, der als erster ausländischer Staatsgast den neuen Regierungssitz Berlin besuchte.
Schröder sagte, Deutschland schulde es den Toten, aber auch „uns selbst und unseren Kindern“, den Kampf gegen Hass und Menschenverachtung zu gewinnen. Es gebe nur einen Weg, mit der Geschichte umzugehen: „Wieder und wieder erinnern. Man kann es nicht erzählen, aber wir dürfen es nicht verschweigen.“
Barak sagte in seiner auf Hebräisch gehaltenen Rede am Mahnmal beim ehemaligen Krematorium: „Wir schwören, dass es, solange wir atmen können, kein Auschwitz mehr geben wird, keine Todesmärsche von Juden in Gaskammern und keine Massengräber.“ Die Shoah (der Völkermord an den Juden) sei nicht nur ein Kapitel des Zweiten Weltkrieges, sondern ein schreckliches Buch der Geschichte, das für sich allein stehe.
Barak und Schröder, die mit ihren Ehefrauen nach Sachsenhausen nördlich von Berlin geflogen waren, wurden am Eingang des ehemaligen KZ vom brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und Günther Morsch, dem Leiter der Gedenkstätte, begrüßt. Danach besichtigten sie die Baracke 38, die 1992 infolge eines Anschlags Rechtsradikaler niedergebrannt war. Wiederaufgebaut, beherbergt sie nun eine Dokumentation über das Schicksal der Juden im KZ Sachsenhausen.
Barak hatte am Morgen seinen zweitägigen Deutschlandbesuch mit einem Arbeitsfrühstück bei Bundespräsident Johannes Rau in Schloss Belevue fortgesetzt. Mit einem Gespräch mit dem Unionsfraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble endete sein Besuch am frühen Nachmittag.
Am Vorabend hatte Schröder Barak mit militärischen Ehren empfangen. Der Kanzler und seine Ehefrau Doris begrüßten Barak und dessen Frau Nava vor dem provisorischen Kanzleramt, dem früheren DDR-Staatsratsgebäude. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Perspektiven des durch Baraks Initiative wieder in Gang gekommenen Nahost-Friedensprozesses. Schröder bezeichnete die Beziehungen zwischen beiden Ländern als „exzellent“.
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