: Bisher kein Ökostrom in der Steckdose
■ „Öko-Anbieter“ haben den „swb“ bisher 10 Kunden abgeworben: Die swb liefern weiter den Strom, die Öko-Anbieter bekommen nur die Rechnung und leiten sie mit Öko-Aufschlag weiter
„Ökostrom aus der Steckdose“ wollten die Bremer Grünen bestellen, das haben sie Anfang Juni per Pressemitteilung öffentlich verbreitet und den Stromvertrag mit den Stadtwerken gekündigt. Seitdem bekommen sie ihre Rechnung von der Naturstrom-AG aus Düsseldorf. „Die Düsseldorfer Firma versorgt ihre Kunden ausschließlich mit umweltfreundlich erzeugtem Strom“, erklärten die Grünen, „beispielsweise aus Wind- oder Sonnenenergie“.
Das ist Unfug: Die „Naturstrom AG“ hat gar keinen eigenen Strom, den sie ins Netz einspeisen könnte. Bisher ist es eine reine Handelsgesellschaft, die die örtlichen Stromversorger beauftragt, ihre Kunden zu beliefern. Im Klartext: Den Strom liefern nach wie vor die Stadtwerke. Die schicken die Rechnung aber nach Düsseldorf und der Düsseldorfer Dienstleiter schickt die Rechnung mit dem Öko-Aufschlag von ca. acht Pfennig an die Bremer Grünen weiter.
Vier weitere Kunden hat „Naturstrom“ in Bremen gewonnen, fünf andere Kunden, so teilen die swb-Enordia auf Anfrage mit, haben einen Vertrag mit anderen „Öko-Strom“-Anbietern gemacht: drei mit der Ökostrom-Handelsgesellschaft in Hamburg, einer mit den Elektrizitätswerken Schönau, einer mit den Stadtwerken Schwäbisch-Hall. Bislang gibt es für Privatkunden keinen einzigen „Durchleitungs-Vertrag“ für fremden Strom, in allen Fällen gehen die Stadtwerke bisher davon aus, dass sie auch nach dem 1.10. den Strom liefern und nur die Rechnung den Umweg über die Öko-Firmen macht. Der Hintergrund: Bisher liegen die Preise für die Durchleitung bei 10 Pfennig pro Kilowattstunde, der gesamte Öko-Zuschlag würde also für die Durchleitung draufgehen.
Jan Saffe, ein Öko-Aktivist aus Bremen, ist derjenige, der seinen Strom ab dem 1.10. von den Elektrizitätswerken Schönau beziehen will. Die Ankündigung, dass die Stadtwerke eigene Kapazitäten stilllegen wollen und 40 Prozent ihres Stroms von dem AKW-Betreiber Preag beziehen wollen, war für ihn der Auslöser, zu Schönau zu wechseln: „Ich will meinen Strom von Schönau beziehen.“ Dass die Elektrizitätswerke Schönau den Strom ab 1. Oktober liefern wollen, bis heute aber keinen Vertrag mit den Stadtwerken haben, beunruhigt ihn dabei nicht: Die Durchleitungsverhandlungen mit dem Bundeswirtschaftsminister laufen noch, noch im September soll es ein Ergebnis geben.
Bei Schönau verweist man zur Lösung des Problems auf die Vasa-Energy, das ist die deutsche Tochterfirma des finnischen Energiekonzerns Vatenfall. Vatenfall liefert Strom an die Elektrizitätswerke Schönau, 50 Prozent aus Wasserkraft, 50 Prozent aus Kraftwärmekopplung. Die Durchleitungskosten aus Nordeuropa nach Süddeutschland betragen derzeit 11-12 Pfennig pro Kilowattstunde. Vasa Energy übernimmt für die Elektrizitätswerke Schönau auch die Vertragsverhandlungen mit den regionalen Stadtwerken. Vasa Energy hat auch bei den Bremer Stadtwerken ein Vertragsangebot zwecks Durchleitung bestellt; über Preise wird nicht offen geredet, unterschrieben ist nichts.
Wenn die Durchleitungskosten hoch bleiben, dann macht das Modell des „Öko-Stroms aus der Steckdose“ keinen Sinn: Die Öko-Anbieter müssten die acht Pfenng pro Kilowattstunde, die sie auf die Rechnung aufschlagen, zu einem erheblichen Teil schlicht an die regionalen Netzbetreiber weiterreichen. K.W.
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