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Erster Milizenführer verhaftet

■ In Osttimor rauben indonesische Soldaten Lebensmittellieferung für Flüchtlinge. Die EU will wegen Menschenrechtsverletzungen eine UN-Kommission nach Osttimor schicken

Dili/Darwin (AFP) – Soldaten der Friedenstruppe in Osttimor haben gestern mit Caitano da Silva erstmals einen hochrangigen Führer der proindonesischen Aitarak-Milizen verhaftet. Weitere Milizionäre wurden in einem ausgebrannten Gebäude in Dili verhaftet, wie ein Interfet-Sprecher mitteilte. Seit ihrem Einmarsch am Montag wurden bereits dutzende Milizangehörige und hunderte Waffen beschlagnahmt.

Trotzdem ist die Lage in Osttimor noch lange nicht unter Kontrolle. Gestern raubten indonesische Soldaten in der Stadt Dare zwei Lastwagen mit Nahrungsmitteln für Flüchtlinge, wie eine Sprecherin des Welternährungsprogramms sagte. Hilfsorganisationen warnten, die Unterstützung für die etwa 190.000 Flüchtlinge in den Wäldern werde durch die Gefahr von Überfällen der bewaffneten Banden behindert. Indonesische Militärs steckten gestern eine Radiostation und Armeebaracken in Dili an. Militärchef Wiranto kündigte an, die Kontrolle über die Sicherheit Osttimors solle Montag an die Interfet übergeben werden. Danach werde Indonesiens Militär endgültig abgezogen.

Die Friedenstruppen wurden gestern durch die Ankunft philippinischer Soldaten verstärkt. Anfang kommender Woche sollen sie ihre Gesamtstärke von 7.500 Mann erreichen. Interfet-Kommandeur Peter Cosgrove hatte die Stationierung am Donnerstag wegen der anhaltenden Aggressionen der Milizen beschleunigt.

Amnesty international berichtete, 35 Osttimoresen seien an Bord eines Flüchtlingsbootes getötet und ihre Leichen ins Meer geworfen worden. Nach glaubhaften Zeugenaussagen handelte es sich bei den meisten Opfern um junge Männer. Der Vorfall soll sich am 11. September ereignet haben. Der Sprecher der UN-Mission für Osttimor (Unamet), David Wimhurst, berichtete die Städte Maliana und Suai seien praktisch komplett niedergebrannt. In Ainaro schwelten weitere Brände. Dies hätten UN-Mitarbeiter bei einem Erkundungsflug entdeckt. Der gesamte Westen von Osttimor sei schwer zerstört. Die EU legte gestern bei einer Sondersitzung der UN-Menschenrechtskommission die Resolution zur Entsendung einer Untersuchungskommission nach Osttimor vor. Diese solle dort Menschenrechtsverletzungen seit der Ankündigung des Unabhängigkeitsreferendums im Januar untersuchen.

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