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Arbeiter zum Schweigen gebracht

■ Während der Militärdiktatur in Argentinien soll Mercedes-Benz veranlasst haben, Gewerkschafter aus dem Weg zu räumen

Berlin (taz) – Während der Militärdiktatur in Argentinien von 1976 bis 1983 sind nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen bis zu 30.000 Oppositionelle „verschwunden“ und ermordet worden. Die Täter waren Militärs, Geheimdienstmitarbeiter und Polizisten. Mit einer Strafanzeige sollen nun die Auftraggeber einiger dieser Morde ermittelt werden.

Brisant ist dabei, dass ein deutsches renommiertes Unternehmen in einige Fälle verwickelt ist: Der Beschuldigte heißt Juan Tasselkraut und war Geschäftsführer der Mercedes-Benz-Niederlassung in González Catán, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Er soll 1977 die Verhaftung von mehreren Gewerkschaftsaktivisten der Benz-Niederlassung angeordnet haben. Auch heute arbeitet Tasselkraut noch in leitender Position für das Unternehmen.

Die Strafanzeige gegen Tasselkraut wird heute von Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck bei der Berliner Staatsanwaltschaft eingereicht. Ebenfalls strafrechtlich vorgehen will Kaleck gegen die Generäle Emilio Masera und Jorge Videla, zwei Köpfe der Junta, die bereits wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen unter Anklage stehen. Kaleck ist Vorsitzender des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins. Im Juni hatte er eine Anzeige gegen Junta-Generäle eingereicht, die für das Verschwinden von vier deutschstämmigen Juden während der Diktatur verantwortlich sein sollen.

Kaleck bezieht sich bei der Anzeige gegen den Mercedes-Manager vor allem auf die Recherchen der Journalistin Gabriele Weber, die zahlreiche Zeugen befragt hat. In einem Radiobeitrag für den Westdeutschen Rundfunk stellte sie Ende August dar, wie während der Diktatur oppositionelle Gewerkschafter, die im Mercedes-Benz-Werk in González Catán aktiv waren, verhaftet wurden und seitdem zum größten Teil als „verschwunden“ gelten.

Webers Recherchen legen nahe, dass die Geschäftsleitung des Mercedes-Werks unter Juan Tasselkraut die Verhaftungen durch das Militär und die Polizei angeordnet hat. So wurden die beiden Sprecher einer Arbeiterorganisation, Esteban Reimer und Hugo Ventura, in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar 1977 vom Militär festgenommen, nachdem sie sich mit der Geschäftsleitung getroffen hatten, um über gewerkschaftliche Forderungen zu verhandeln. Als die Schwester eines der Verhafteten einen Tag später die Geschäftsleitung aufforderte, ihr den Aufenthaltsort ihres Bruders mitzuteilen, erhielt sie keine Auskunft. Stattdessen wurde sie über die politischen Kontakte ihres Bruders befragt. Der Lohn der beiden Verschwundenen wurde von Mercedes beinahe zehn Jahre weiter bezahlt, obwohl sie nie wieder auftauchten. Die Angehörigen betrachten das als Schuldeingeständnis des Unternehmens.

Das Vorgehen der Geschäftsleitung von Mercedes-Benz wäre kein Einzelfall. Eine argentinische Menschenrechtsorganisation beschreibt beispielsweise den Fall des Automobilherstellers Ford. Dort waren Gewerkschafter auf dem Fabrikgelände misshandelt und mit Firmenfahrzeugen in die Folterzentren des Militärs gefahren worden. Boris Kanzleiter

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