Die Größten del mundo

■ Das spanische Kulturinstitut Cervantes in Bremen ist, gemessen an der Zahl der SprachkursteilnehmerIn-nen, das größte weltweit / Ein Grund für diesen Erfolg: Die einmalige Kooperation mit den Hochschulen

New York hat eins. Paris hat auch eins. Ebenso Athen, Chicago, Rom, London und München. Aber keine dieser Metropolen kann über sein Instituto Cervantes sagen, es sei, gemessen an den Studierendenzahlen, das größte weltweit. Manuel Fontán del Junco hingegen kann das ohne weiteres behaupten. Und der Direktor der Bremer Niederlassung des spanischen Kulturinstitutes kann dies auch mit eindrucksvollen Zahlen belegen. 3015 Anmeldungen gab es im vergangenen Jahr für die 240 angebotenen Sprachkurse. Zum Vergleich: die sieben Millionen Einwohner zählende Weltstadt New York brachte es gerade mal auf 840 TeilnehmerInnen in 116 Kursen. Und auch Paris, Rom oder London erreichen allenfalls ein Drittel der Bremer Studierendenzahlen.

„Spanisch, das weltweit 350 Millionen Menschen sprechen, erlebt momentan überall einen Boom“, erzählt Fontán del Junco. Doch das allein erklärt nicht, warum unter den 36 weltweit existierenden Cervantes-Instituten ausgerechnet jenes in der Hansestadt so erfolgreich ist. Denn weder verfügt Bremen über einen bemerkenswert hohen SpanierInnen-Anteil in der Wohnbevölkerung, noch gibt es historische Wurzeln, die eine besondere Affinität der BremerInnen speziell zu Spanien nahe legen würden. Auch die maritime Tradition Bremens als Überseehafenstadt, die intensive Handelsbeziehungen zu spanisch sprechenden Ländern hat entstehen lassen, reicht als alleiniges Motiv nicht aus.

Ein erstes Indiz findet sich immerhin an den Bremer Schulen, wo Spanisch noch vor Französisch die zweitbeliebteste Fremdsprache ist. Und auch der oberste Repräsentant Bremens scheint ein Spanien-Faible zu haben, setzte sich Henning Scherf Anfang der 90er Jahre doch persönlich in den Flieger nach Madrid, um mit Erfolg in der dortigen Zentrale des Cervantes-Institutes für die Gründung einer Dependance in Bremen zu werben. Doch die eigentliche Erklärung für den Spanischboom in der Hansestadt ist laut Manuel Fontán del Juncos Erklärung weitaus profaner.

„Seit 1995 kooperieren wir mit dem Fremdsprachenzentrum der Bremer Hochschulen.“ Allein dieser Verbindung verdankt das Institut fast 1.800 seiner 3015 SprachkursteilnehmerInnen. Gemeinsam mit den Bremer Dependancen des Institut Francais und des Goethe Institutes bieten die Institute Sprachkurse für alle StudentInnen der Universität und der Hochschule an. Ziel dieser Kooperation: Die KursteilnehmerInnen sollen international anerkannte Sprachdiplome erwerben, die ihnen ein Fachstudium oder eine berufliche Tätigkeit im Ausland ermöglichen. Bislang werden die fachbezogenen Kurse vor allem für angehende IngenieurInnen und Wirtschaftsfachleute angeboten. Im kommenden Semester sollen gezielt auch die PhilologInnen eingebunden werden, weil die Bremer Hochschulen seit langem eine Erweiterung ihres Profils durch die Internationalisierung von Studiengängen anstreben.

Finanziert werden diese Sprachkurse nicht ausschließlich aus dem Etat der Hochschulen, sondern überwiegend durch das Investitionssonderprogramm (ISP) des Bremer Senats. Zwar verursachen die LehrerInnen des Instituto Cervantes höhere Kosten, als beispielsweise für die Unterrichtsstunde eines Lehrbeauftragten der Hochschule in der Regel anfallen. Doch die Arbeit des Kulturinstitutes umfasst dafür weit mehr als die bloße Durchführung des Sprachunterrichts.

Den bürokratischen Aufwand für die Kurse wie Immatrikulation und Studienberatung leistet das Instituto ebenso wie die Intensivbetreuung der maximal 15 TeilnehmerInnen pro Kurs durch zwanzig Native Speakers. Den Studierenden stehen außerdem die institutseigene Bibliothek und die dort vorhandenen Unterrichtsräume zur Verfügung. Der Aufwand rechnet sich: 99 Prozent derjenigen, die sich zur Diplomprüfung anmelden, schließen die Prüfung später erfolgreich ab. 800 Sprachkurs-Interessierte mussten gar abgewiesen werden und stehen nun auf der Warteliste.

Im Jahr 2004 läuft diese ISP-finanzierte Kooperation aus. Spätestens dann müssen die Hochschulen überlegen, ob sie diese offensichtlich erfolgreiche Zusammenarbeit, die im Zuge einer Internationalisierung der Studiengänge auch sinnvoll erscheint, ausschließlich aus ihrem eigenen Etat finanzieren wollen. Für Manuel Fontán del Junco jedenfalls besitzt diese Form des bundesweit bislang einmaligen Bildungs-Outsourcing Modellcharakter.

In der Madrider Zentrale des Instituto Cervantes sieht man das wohl ebenso. Kürzlich wurde die Bremer Niederlassung in die höchste Kategorie eingestuft, was einen besseren Personalschlüssel und insgesamt vier neue Stellen zur Folge hatte. Wegen der erfolgreichen Kooperation mit den Hochschulen wird in Madrid bereits vom „Bremer Modell“ geschwärmt, das Nachahmer in anderen Städten finden soll.

Doch erschöpft sich die erfolgreiche Arbeit des Instituto nicht in der Vermittlung von Sprachkenntnissen. Auch das Angebot an Kulturveranstaltungen ist für ein derart kleines Haus durchaus bemerkenswert und steht unter dem Motto, „spanische Kultur sowie Kultur auf spanisch zu vermitteln.“ Gleich drei Kulturprogramme pro Jahr mit mehr als hundert Veranstaltungen sind Ausdruck dieses Bemühens. Und zur Feier des 5-jährigen Bestehens im Herbst 2000 ist gemeinsam mit dem Institut Francais, das zeitgleich sein 50-Jähriges feiert, ein großes, einmonatiges Kulturprogramm in Bremen geplant.

zott

Das Bremer Instituto Cervantes liegt am Schwachhauser Ring 124 und ist zu erreichen unter Tel.: 34 039 19 oder per E-Mail unter acbre§cervantes.es. Internet: www.cervantes.es