: Arbeiten aus dem Koffer
■ Business Center gegen den Büromief: Die Firma „PC Compac“ und ihr flexibles Office
Bei „PC Compac“ hocken die Mitarbeiter schon lange nicht mehr in übelgelaunt riechenden Bürozellen. Vor drei Jahren hat die Münchener Firma für Hard- und Softwarelösungen aufgeräumt mit tristem Büroeinerlei. In der lichten Bürolandschaft sind Desksharing Grundsatz, Mobilität Prinzip und Transparenz Pflicht. Niemand hat einen festen Arbeitsplatz mit Postkarten, Souvenirs und Familienfotos zur professionellen Kuschelecke umgedeutet. Tag für Tag suchen sich die Mitarbeiter einen Platz, je nachdem, wie lange, mit wem und woran sie heute arbeiten. Laptopkabel liegen zum Anschluss bereit, ein Officemanager wacht darüber, dass es nirgends an Stiften, Notizblock und Radiergummi fehlt. Jeder hat einen Schrank für Laptop, Unterlagen und schnurloses Telefon. Ein Aluköfferchen birgt genügend Platz für die Tagesunterlagen und das Handy. Mit der Zeit schälen sich Vorlieben heraus. Die einen finden immer wieder in das ruhige Eckchen am Ende des Raumes, andere gieren nach dem brummenden Leben an den Tischen neben Archiv und Sekretariat. In den Quietzonen schnarchen Ausgelaugte der Regeneration ihrer Arbeitskraft entgegen. Und doch ist stets Bewegung im Office der Zukunft.
Business Center nennt die Firma das neue Konzept, mit denen sie eingefahrenen Strukturen den Kampf ansagen und ein kommunikatives, lernfreundliches Arbeitsklima schaffen will. „Jeder ist so ausgestattet, dass er arbeiten kann, wo er will. Beim Kunden, zu Hause, im Flughafen, im Büro“, sagt Inka Rimpler, Organisationspsychologin und Unternehmensberaterin für neue Arbeitsformen in München. „Wo es keine fest zugeordneten Plätze mehr gibt, entsteht mehr Flexibilität und Offenheit. Ändern sich Teams, kann man leicht darauf reagieren. Zudem spart Desksharing Fläche.“ Einen Begegnungsraum, Cafeteria etwa, gibt es bei PC Compac nicht. Rimpler: „Informelle Begegnungen sind gut für Wissensaustausch, doch extra Räume für ein informelle Begegnungen zu schaffen, ist Blödsinn, weil sie dann nicht mehr informell sind.“
Anja Dilk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen