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Wählt CDU ■ Die geheime Strategie der SPD
Die SPD ist ganz schön raffiniert. Zuerst wählte sie einen unpopulären Spitzenkandidaten, dann bestellte sie bei der Schröder-Regierung bundespolitische Querschläge, führte noch dazu einen dilettantischen Wahlkampf und zauberte schließlich eine Woche vor der Wahl die Geheimwaffe Oskar Lafontaine aus dem Hut.
Unprofessionell? Von wegen! Immer deutlicher zeichnet sich ab, was die SPD mit dieser Strategie bezweckt: Nach neun quälenden Jahren möchte sie sich aus der ungeliebten Großen Koalition befreien. Aber nicht mit Rot-Grün, wie führende Sozialdemokraten scheinheilig behaupten. Sie wissen selbst nur zu gut. dass man als Juniorpartner in einer Regierung keinen erfolgreichen Oppositionswahlkampf führen kann.
Auch der freiwillige Ausstieg aus der Koalition, den manch naiver Jungsozi erträumt, könnte den Niedergang nicht stoppen. Auf die Oppositionsbänke verbannt man sich nicht selbst, das ist immer noch der Job des Wählers. Würde die SPD eine CDU-Minderheitsregierung dulden, wären baldige Neuwahlen die Folge – mit einer absoluten Mehrheit für die Union. Und zwar auf Dauer, denn die unzuverlässige SPD wäre beim Wähler vollends unten durch.
Mit weniger Blessuren käme die SPD davon, bekäme Diepgen schon im ersten Anlauf die absolute Mehrheit. Dann müsste der bislang populäre Bürgermeister alles selbst ausbaden. Eine harmonische letzte Amtszeit als Krönung seiner politischen Karriere – das müsste er sich abschminken.
Die SPD aber könnte sich in der Opposition profilieren und den CDU-Rumpfsenat unter Beschuss nehmen. Gewiss wäre es wenig wahrscheinlich, dass sie ihren Stimmenanteil bei der folgenden Wahl verdoppelt, wie es für Rot-Grün pur nötig wäre. Doch wer weiß, ob der Gedanke an ein Bündnis mit der PDS den gemeinen Westberliner in fünf Jahren überhaupt noch schreckt.
Die neuesten Umfragen belegen, dass die geheime SPD-Strategie aufgehen könnte. Womöglich wirken die Zahlen aber kontraproduktiv, indem sie noch ein paar SPD-Wähler an die Urne treiben. Vielleicht sollte die Genossen ihren Werbespruch präzisieren: Wir kämpfen – für eine absolute CDU-Mehrheit. Ralph Bollmann
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