: Kurzfristige Umsatzsteigerung“
■ Rainer Michel, Geschäftsführer der Nürnberger Spedition Michel mit 40 Angestellten und 30 Lastwagen, unterstützt das Sonntagsverbot für Lkw
taz: Sollte man das Sonntagsfahrverbot für Lkw aufheben?
Rainer Michel: Nein, keinesfalls.
Lockern?
Ja, aber nur an Feiertagen unter der Woche. Da sollte das Fahrverbot nicht um null Uhr beginnen, sondern vielleicht erst um sechs Uhr. Sonst kommen manche Fahrer, die gerade unterwegs sind, nicht mehr rechtzeitig nach Hause.
Warum soll das Sonntagsfahrverbot bestehen bleiben?
Das ist im Sinne unserer Mitarbeiter. Wenn das Verbot gelockert wird, sehe ich schon auf uns zukommen, dass Kunden verlangen, dass ich zum Beispiel morgens früh um fünf in Kiel sein muss. Und dann muss eben der Lkw nicht um 22 Uhr den Hof verlassen, sondern schon um 17 Uhr. Die Mitarbeiter brauchen aber ihr Wochenende.
Sagen Sie das als Unternehmer oder als Familienvater ?
Beides. Die Fahrer müssen ja unter der Woche schon weitgehend auf ein Famlienleben verzichten, und da sollte man es ihnen wenigstens am Wochende zugestehen, dass sie mal zu Hause bleiben können.
Aber Sie als Unternehmer hätten doch Vorteile von einer Aufhebung oder Lockerung des Sonntagfahrverbots. Sie könnten Ihre Lkw flexibler einsetzen. Macht man an sieben Tagen der Woche nicht mehr Umsatz als an sechs?
Das ist das eine, aber man muss auch den Menschen sehen, der das bewerkstelligen muss. Wenn der irgendwann die Motivation verliert, den Job zu machen, dann habe ich nur kurzfristig eine Umsatzsteigerung.
Was sagen Ihre Kollegen?
Zumindest im mittelständischen Bereich ist der Tenor so, wie ich es beschrieben habe. Großspediteure, die mit Subunternehmern arbeiten und weder einen eigenen Fuhrpark noch eigenes Fahrpersonal haben, die sehen das vielleicht anders. Wenn die einen Kleinunternehmer mit ein oder zwei Lkw beauftragen, der nur für sie fährt, dann können sie natürlich die Daumenschrauben anziehen.
Wie werden Sie sich verhalten, wenn das Sonntagsfahrverbot tatsächlich gelockert wird?
Ich werde versuchen, diese Lockerung dann so gut es geht zu umgehen und den Kunden klarzumachen, dass der Kraftfahrer auch Familie hat und nicht am Sonntag fahren kann, nur damit am Montag irgendwelche unsinnigen Termine eingehalten werden – wie man es sehr oft erlebt.
Interview: Katharina Koufen
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