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Heimische Gefühle, subtile Signale

■ Schöner studieren: feministische Politologinnen im Netzwerk

Der „Pferdestall“, die Heimstatt der Hamburger Sozialwissenschaften, ist längst nicht so gemütlich, wie es der Name andeutet. Gerade in der Politologie bläst der Wind manchen Studierenden bisweilen scharf ins Gesicht: Zum Beispiel, wenn sie darauf hinweisen, dass auf der Lektüreliste eines Seminars ausschließlich Männernamen stehen. Oder wenn sie ein Seminar durch feministische Themen ergänzen wollen.

Nicht, dass es dann „offenen Widerstand“ gebe, sagt Karen Jaehrling. Die 28-Jährige schreibt gerade in der Politologie ihre Doktorarbeit. „Es gibt vielmehr diese subtilen Signale, dass bestimmte Inhalte nicht erwünscht sind.“ Nicht nur Professoren, auch Kommilitonen wollen von solchen Themen häufig verschont bleiben. „Es ist noch nicht gelungen, feministische Wissenschaft oder Frauenforschung als notwendigen Bestandteil der Politologie zu etablieren“, sagt Examenskandidatin Delia Schindler. „Auch in Methodenseminaren wird auf Feminismus bestenfalls als eigenen, daher natürlich bequem auszugrenzenden Wissenschaftszweig verwiesen.“

Das, befanden Jaehrling und Schindler 1995, muss anders werden. Mit zehn anderen Studentinnen gründeten sie das bundesweite „Politologinnen-Netzwerk“. Damit schlossen sich die Hamburgerinnen dem Arbeitskreis „Politik und Geschlecht“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) an. Zentrum der feministischen Politikwissenschaft ist das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.

Den Politologinnen geht es darum, feministische Ansätze in alle Teilbereiche der Politikwissenschaft hineinzutragen. Die Vorlesungsreihe „Making feminist sense of International Politics“ im vergangenen Semester ging auf ihr Konto. Ergebnisse dieser Vorlesungen werden zur Zeit für die nächste Ausgabe der femina politica, der einzigen deutschsprachigen feministischen Politologie-Zeitschrift, aufbereitet.

Auf die freigewordene C4-Professur am Hamburger Institut wünschen sich die Netzwerkerinnen selbstredend eine Frau; „der weibliche Anteil am professoralen Lehrpersonal beträgt hier zur Zeit zehn Prozent“, sagt Schindler. Der dramatische Abfall des Frauenanteils auf der akademischen Karriereleiter sei der Beweis, dass frau sich als Studentin zwar nicht diskriminiert fühlen muss, doch spätestens bei der Stellenbesetzung merkt, dass das Ol'-boys-network noch funktioniert.

Natürlich geht es bei Netzwerken auch um Spaß und ein „heimisches Gefühl“, erklärt Schindler. „Wir haben uns gefunden, weil wir nicht allein durch die Gänge schleichen, sondern zusammen studieren wollten.“ Ulrike Winkelmann ‚/B‘Informationen unter:www.sozialwiss.uni-hamburg.de/Frauen/Netzwerk/polnetz.htm.Interessant auch das Fruen-Info-Netz: http://www.uni-bielefeld.de/IFF/fraueninfonetz

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