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Frauen an der Spitze

Es ist nicht die Familie, die Karrierefrauen das Arbeitsleben schwer macht. Das stellt Sonja Bischoff, Professorin für Betriebswirtschaft an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik, in ihrer neuesten Studie zum Thema Frauen in Führungspositionen fest. Die Doppelbelastung aus Haushalt und Büro lässt sich durch eine Tagesmutter und eine Putzhilfe entschärfen. Schwerer wiegen die Vorurteile, die gegenüber Frauen und deren Fähigkeiten zirkulieren.

Immerhin ein Drittel der befragten Frauen gab an, es mit solchen Vorurteilen zu tun zu haben. „Männer behindern und blockieren, Männer misstrauen den weiblichen Fähigkeiten, männliche Unternehmensleitungen können die Leistungen von Frauen nicht anerkennen, woraus ein Druck entsteht, noch mehr zu leisten“, resümiert Bischoff. Und nicht nur die Vorgesetzten hätten antiquierte Vorstellungen: „Auch Kollegen und Mitarbeiter können zuweilen Frauen in Führungspositionen nicht oder nur schlecht akzeptieren.“

Am deutlichsten drückt sich die Geringschätzung im Einkommen aus: Weibliche Führungskräfte verdienen deutlich weniger als männliche, auch wenn sie dieselbe Stellung in der Hierarchie einnehmen. Kamen im vergangenen Jahr 43 Prozent der Männer in der ersten Führungsebene auf ein Bruttojahresgehalt von zweihunderttausend Mark und mehr, erzielten nur 24 Prozent der befragten Frauen eine solche Summe. Und am anderen Ende von Bischoffs Skala, in den niedrigeren Führungsebenen, erhielt knapp ein Drittel der Frauen achtzigtausend Mark und weniger im Jahr – ein Einkommen, mit dem sich kein einziger Mann in dieser Position zufrieden geben musste.

Wo die Gründe für die Kluft liegen, darüber kann Bischoff nur spekulieren. Vielleicht fordern Frauen nicht genug, vielleicht bauen sie zu oft auf ein fixes Gehalt, anstatt sich auf ein flexibles, den Leistungen angepasstes Einkommen einzulassen. Vielleicht gilt aber auch nur, dass die alte Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in den luftigen Höhen der Führungsetagen anrüchig wirkt, wie ein Relikt aus jenen Zeiten, als Neoliberalismus und Globalisierung noch unbekannte Vokabeln waren. Cristina Nord

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