■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Toleranz für Borttscheller!

Damals ist das kaum einem aufgefallen, aber rückblickend gewinnt es Brisanz: Warum hatte der Innensenator Ralf Borttscheller den Schau-steller Klaus Renoldi höchstpersönlich zur Eiswette 1998 eingeladen? Renoldi war keineswegs ein Repräsentant der Schausteller, da hätte es zwei Verbandsvorsitzende gegeben, die man hätte einladen müssen. Die Kripo ermittelte damals auch schon gegen Renoldi wegen des Verdachtes der Anstiftung zum Mord, auch das muss Borttscheller, den mit Renoldi eine Duz-Freundschaft verbindet, gewusst haben. Aber Renoldi hatte Bortscheller ja auch zu seinem 50. Geburtstag eingeladen.

Klar, dass Bortscheller nach Nürnberg fahren muss zum Prozess. Die reine Verteidigung Renoldis hätte ein anderer auch machen können, aber die persönliche Stütze, die Renoldi braucht, kann nur von einem Freund kommen. Ein Freund, der auch als Innensenator sich nicht raushalten konnte, als die Verwaltung Renoldi die Zulassung zum Freimarkt und zum Weihnachtsmarkt verweigern wollte. Da war die Hilfe des Innensenators für Renoldi existenziell wichtig.

Die Grünen sind gemein. „Zero tolerance“ für Borttschellers schützende Hand sagen sie, das ist eine deutliche Anspielung auf die Liebe des Innensenators Borttscheller zu New Yorker Kraft-Posen. Auf ihre eigene Weise hat sich die Bremer Kripo das „zero tolerance“ zu eigen gemacht: Sie hat rücksichtslos intensiv ermittelt. So kommt es, dass schon zu Dienstzeiten von Innensenator Borttscheller der Name „Borttscheller“ in manchen Vernehmungsprotokollen der Kripo in Sachen Renoldi und Ahrens zu finden war. Immer wieder stieß die Kripo auf die Nähe dieser drei Namen und bohrte nach.

Die renommierte Societät Stahmann&Kollegen hatte ihren Partner Borttscheller insofern 1997 gerade rechtzeitig noch aus ihrem Briefkopf gestrichen, ohne ihn vorher zu fragen übrigens. So ging er zum Anwaltsbüro Hammann, das Klaus Renoldi schon vertreten hatte, als Borttscheller noch Innensenator war.

Auch CDU-Landeschef Bernd Neumann ist in diesen Tagen richtig erleichtert, dass er nach der Bürgerschaftswahl die rote Karte zückte. Wenn er als Senator so gründlich „vergessen“ hätte, in welcher Weise er vor einem halben Jahr für seinen Bekannten Renoldi dienstlich interveniert hat, dann wäre das ein politischer Skandal der Koalition gewesen.

Rosi Roland