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Berlin setzt voll auf Nummer 7

■  Mit „7 Shopping-Weekends“ und einer Werbekampagne mit der „ma-gischen Zahl 7“ will die Hauptstadt ins Weihnachtsgeschäft einsteigen. Am Montag Start der Kampagne in Nord-rhein-Westfalen und Hessen

Berlin spielt verkehrte Welt. Während in den Christmas-Shopping-Städten London und New York die Preise vor dem Heiligen Fest nach oben gehen, geht Berlin mit den Preisen runter. An „7 Shopping Weekends“ zwischen dem 5. November und dem 19. Dezember wollen die Deutsche Bahn und die Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) mit Billigpreisen potenzielle Weihnachtskäufer in die Stadt locken. Damit sollen die zu dieser Zeit nur mäßig ausgebuchten Hotels gefüllt und Berlin als attraktives Bahn-Reiseziel etabliert werden, erklärt Bernd Buhmann von der BTM.

Weil es um 7 Wochenenden geht, wird diese Zahl in der am Montag kommender Woche anlaufenden Kampagne bis aufs Äußerste ausgereizt. Das billigste Hotelzimmer gibt es für 47 Mark, die Lufthansa bietet innerdeutsche Flüge für 177 Mark, Stadtführungen gibt es für 27 und Mietwagen für 177 Mark. Wer lieber mit der BVG fährt, kann sich ein Wochenendticket für 17,70 Mark kaufen. Doch die Bahn und BTM wollen nicht nur 7 Wochenenden auf einen Streich erledigen. Sie wollen auch Vorreiter sein in Sachen Kunst und Kommerz. Deshalb werden die Einkaufstouren „auf dem berühmten Kurfürstendamm, der mondänen Friedrichstraße, in den neuen Potsdamer Arkaden, den edlen Boutiquen und in den vielen, vielen Läden der Shopping-Stadt Berlin“ von „ausgesuchten Veranstaltungen flankiert“, so die Werbebroschüre.

Weil bisher der 6. November der einzige verkaufsoffene Sonntag ist – noch wird mit dem Landesamt für Arbeitsschutz für mehr Liberalisierung im Weihnachtsgeschäft gerungen –, bleibt den Veranstaltern auch nichts anderes übrig als mit „vibrierender Jazz-Musik“, offenen Museen, „schmetternden“ Orchestern, einem Medienstraßenfest oder Spaziergängen durch das neue Regierungsviertel zu locken, auf denen „vielleicht der eine oder andere Minister“ zu sehen sein wird. Bernd Buhmann glaubt nicht, dass die verkaufsfreien Sonntage ein Manko sind. „Die Leute wollen nicht von Freitag bis Sonntag shoppen“, sagt er. Wer freitags bis 22 Uhr und samstags bis 20 Uhr nach dem passenden Geschenk sucht, würde am Sonntag „eher Essen und Kultur“ wollen.

Es bleibt abzuwarten, wie groß das Bedürfnis danach sein wird. Wegen der verkürzten Fahrzeiten von Köln und Frankfurt/Main nach Berlin sollen gezielt Menschen in Nordrhein-Westfalen und Hessen angesprochen werden. Mit knallig roten Anzeigen in der WAZ, der Westdeutschen Zeitung, der Rheinischen Post, den Ruhr-Nachrichten und der Abozeitung AZN sollen 2,5 Millionen Leser in diesem Raum erreicht werden. Auch im Radio gibt es kein Entrinnen. In 25 nationalen und regionalen Radiosendern werden Spots laufen und außerdem gibt es ein Gewinnspiel. Dreimal darf man raten, was als Preis lockt: eine Reise nach Berlin. Barbara Bollwahn

de Paez Casanova

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