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Danke, Walter!

■   Walter Momper hat gestern seinen Rückzug erklärt: „Für politische Führungsaufgaben stehe ich nicht mehr zur Verfügung.“ Erst Gespräch mit Parteichef Strieder hat den gescheiterten SPD-Spitzenkandidaten überzeugt

So stümperhaft wie seinen Wahlkampf inszenierte Walter Momper auch seinen Abgang. Hätte er seinen Rückzug aus der Politik am Sonntag abend, 18.01 Uhr, angekündigt – es wäre eine souveräne Entscheidung gewesen. Statt dessen ließ er sich vier Tage lang von seinen Parteifreunden demontieren. Erst auf den dringenden Rat von drei Spitzengenossen verkündete Momper gestern den befreienden Satz: „Für politische Führungsaufgaben stehe ich nicht zur Verfügung.“

Am Vormittag hatte sich Momper mit Parteichef Peter Strieder, Vize Klaus-Uwe Benneter und dem Weddinger Bezirksbürgermeister Hans Nisblé getroffen, um die Lage zu beraten. Die drei Parteifreunde machten dem Mann mit der Glatze klar, dass er als Senator für seine Partei nur noch eine Belastung sei. Schließlich hatte die SPD im Wahlkampf schwer an der vier Jahre zuvor getroffenen Entscheidung getragen, die gescheiterte Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer mit dem Schulressort abzufinden.

Die Runde debattierte auch die Frage, ob Momper sein Parlamentsmandat annehmen solle. Der Rat der Genossen: Wenn er einen Gesichtsverlust vermeiden will, muss er bei einem Verbleib im Parlament ein „repräsentatives Amt“ anstreben – beispielsweise als Vizepräsident des Abgeordnetenhauses.

In dem Schreiben an Strieder, in dem Momper seinen Rückzug erklärte, las sich das dann so: „Ich möchte an dem Platz arbeiten, an den mich die Partei stellt.“

In seinem Abschiedsbrief formulierte Momper auch sein Vermächtnis an die Partei. Rhetorisch geschickt griff er die Bedenken gegen eine Fortsetzung der großen Koalition auf, um schließlich doch für deren Fortsetzung zu plädieren – unter bestimmten Bedingungen: Wir können eine Koalition nur eingehen, wenn der Partner auchbereit ist, die stadtpolitischen Notwendigkeiten mit zu schultern“, schrieb Momper.

Zugleich mahnte er seine Partei, gemeinsam mit ihm auch die übrigen mediokren Genossen zu entsorgen. Die SPD müsse ihre „stärksten Persönlichkeiten in den Senat entsenden und an die Spitze der Fraktion stellen“. Sie dürfe „den Meinungsbildungsprozess nur nicht jenen überlassen, die in der großen Koalition fortfahren wollen, als sei nichts geschehen“.

In die rhetorische Trickkiste griff Momper auch, um die alleinige Verantwortung für die Wahlniederlage von sich zu weisen. „Ich habe auch Fehler gemacht“, ließ er zerknirscht wissen – um gleich darauf zu erklären, warum er gar nicht reüssieren konnte. „Der Wechsel zu einem endlich offensiv agierenden Landesvorsitzenden“ Peter Strieder acht Monate vor der Wahl sei „viel zu spät“ erfolgt. Der Partei warf er „mangelndes Selbstbewusstsein“ und eine „fehlende Identifikation mit den eigenen Leistungen“ vor.

Schon im Wahlkampf war Momper zuletzt ein Phantom. Jetzt hat es sich endgültig verflüchtigt. Ralph Bollmann

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