Theater ist keine heilige Kuh

■ CDU-Fraktionschef bekräftigt seine Forderung, dass auch das Theater am Goetheplatz sparen muss. Intendant Pierwoß kontert in scharfer Form

Wenige Monate nach der Bürgerschaftswahl droht jetzt eine Wiederauflage des so genannten Bremer Theaterstreits. Der Chef der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Jens Eckhoff, hat mit seiner Forderung, bei kommenden Sparrunden auch den Etat des Theaters am Goetheplatz zu kürzen, den Auftakt gegeben. Intendant Klaus Pierwoß konterte in scharfer Form mit einer Anspielung auf die Unternehmensberater von McKinsey: „Wir brauchen keine Politiker, die als Westentaschen-McKinseys dilettieren.“ Die SPD-Kulturpolitikerin Carmen Emigholz stieß ins gleiche Horn: „Eckhoff bringt ein seit Jahren erfolgreich arbeitendes Haus in Misskredit und hat vom Thema nur peripher Ahnung.“

Eckhoff gibt sich unbeeindruckt. Auf taz-Anfrage konkretisierte er seinen in einem Weser-Kurier-Interview geäußerten Vorschlag: „Wir können doch gar nicht vermitteln, dass wir in allen Bereichen in der Kultur sparen müssen und das Theater gleichzeitig zu einer heiligen Kuh erklären.“ Es sei unbestritten, dass Pierwoß einen Künstleretat haben müsse. „Aber warum braucht das Theater eine eigene Schneiderei?“ fragt Eckhoff. Im Apparat sieht der CDU-Mann Möglichkeiten zum Outsourcing und zur Zusammenarbeit mit anderen Theatern.

Intendant Pierwoß kann solche Vorschläge nicht mehr hören. „Es ist bundesweit immer die gleiche Leier“, sagt er und zitiert seinen Hamburger Kollegen Jürgen Flimm: „Rokoko-Schuhe gibt es nunmal nicht bei Karstadt.“ Und: „Sie finden keine auswärtige Schneiderei oder Schlosserei, die ihre Arbeitszeiten flexibel auf Bühnenproben ausrichten kann.“ Das Theater habe in den ersten fünf Jahren seiner Intendanz zusammengerechnet 13,7 Millionen Mark eingespart und trotzdem Auslastung, Zuschauerzahlen und künstlerisches Renommee gesteigert. „Jede weitere Einsparung geht sofort zu Lasten des Künstlerischen“, weiß Pierwoß und kontert mit einem Vergleich: „Warum brauchen Bremen und Oldenburg zwei Bürgermeister? Warum brauchen die beiden Städte zwei Verwaltungen?“

Vorläufig erhält Pierwoß Rückendeckung von den oppositionellen Grünen und der mitregierenden SPD: „So weit es irgend geht, werde ich mich vor das Theater stellen“, so Carmen Emigholz. ck