piwik no script img

■ Press-SchlagAdel verpflichtet

Preisfrage an alle Fußball-Experten: Wer steht derzeit an der Spitze der Scorerliste im kicker? Ulf Kirsten? Marco Bode? Roy Präger? Falsch, falsch, falsch. Adel Sellimi heißt der Mann, ist 26 Jahre alt und spielt seit etwas mehr als einem Jahr beim SC Freiburg Stürmer. Nominell jedenfalls.

In der vergangenen Spielzeit hatte er nicht gerade Schrecken in den Abwehrreihen verbreitet. Ein Treffer stand für ihn zu Buche. Nun ist Sellimi mit fünf Toren und vier Vorlagen statistisch der effektivste Spieler der Bundesliga und konnte sich dabei noch den Luxus leisten, mit seinen Chancen äußerst freigiebig umzugehen. Als habe es eines letzten Beweises bedurft, dass Sellimi wirklich nach Freiburg passt, hat er im Laufe dieser Saison bereits zwei Elfmeter gegen den Pfosten gesetzt.

Der 61fache tunesische Nationalspieler verkörpert einen Stürmertyp, wie er im Land der Gerd Müllers und Karl-Heinz Rummenigges nicht unbedingt wohlgelitten ist: vor dem Tor eher abschlussschwach, aber auf dem gesamten Spielfeld umso mannschaftsdienlicher. Ein klassischer Anti-Knipser. „Sellimi wird von mir nicht daran gemessen, dass er aus einer Chance ein Tor macht“, sagt sein Trainer Volker Finke, „seine Wertigkeit besteht darin, den Gegner früh aufzunehmen und den Anschluss nach hinten zu halten“. Verteidigung ist der beste Angriff.

Der Stürmer, der eigentlich ein Abwehrspieler ist: Adel Sellimi Foto: taz-Archiv

Beim Afrika-Cup 1996 wurde Sellimi zum besten Spieler des Turniers gewählt und wechselte vom Club Africain Tunis in die französische erste Liga zum FC Nantes. Dort nannte man ihn „Le poumon“, die Lunge. Ein passender Spitzname: Es gibt kaum einen Spieler, der auf dem Fußballplatz so viel rennt.

Sellimi ist 90 Minuten lang unterwegs. Das passt zum Konzeptfußballverein SC Freiburg. „Hier verteidigt die ganze Mannschaft, da helfe ich gerne mit“, sagt Sellimi selbst. Das ist untertrieben. „Ich schätze, er hat durch seine Mithilfe in der Defensive noch mehr Tore verhindert als geschossen“, meint sein Kollege Richard Golz, und der muss es als Torhüter ja wissen. Vielleicht sollte der kicker mal ein Ranking der Torverhinderer erstellen. Das wäre eine Liste, in der Adel Sellimi wahrscheinlich auch noch am Saisonende oben stehen würde. Malte Oberschelp

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen