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Nachama fordert Lichtschranken für jüdische Friedhöfe

■ Heute Gespräch mit Innensenator Werthebach. Schily warnt vor Antisemitismus

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, hat Lichtschranken zum Schutz der jüdischen Friedhöfe gefordert. Kurz vor seinem heutigen Gespräch mit Innensenator Eckart Werthebach (CDU) über den Ausbau von Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen in der Stadt sieht Nachama laut Berliner Zeitung darin eine Möglichkeit, Grabschändungen wie in der jüngsten Zeit zu verhindern.

Am ersten Oktoberwochenende hatten Unbekannte auf dem größten jüdischen Friedhof Europas, in Weißensee, 103 Grabsteine umgestürzt. Wenige Tage später waren zwei nicht explodierte Brandsätze entdeckt worden. Seit Monaten werden immer wieder Friedhöfe geschändet.

Nachama begründete seinen Vorstoß damit, dass diese „neue Technik des 21. Jahrhunderts“ ein Eindringen von Grabschändern eher verhindern könne als eine ständige Polizeiüberwachung oder Videokameras. Das Land Berlin müsse die politische Entscheidung treffen, ob die Friedhöfe mit Lichtschranken geschützt werden sollen. Der Verband der Hersteller von Sicherheitstechnik schätzt die Kosten für die Installierung von Lichtschranken für die drei jüdischen Friedhöfe der Hauptstadt auf etwa 200.000 Mark.

Unterdessen hat Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) vor einem weiter virulenten Antisemitismus, Rassismus und Erscheinungen von Fremdenfeindlichkeit gewarnt. Bei einer Festveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin sagte er, auf traurige Weise hätten die jüngsten Grabschändungen den verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland bestätigt, der vor seinem Tod verfügt hatte, nicht in Deutschland begraben zu werden.

Innensenator Werthebach sagte auf dem Festakt, aus der Geschichte lernen heiße auch, jeder Form von religiöser und kultureller Intoleranz entgegenzutreten: „Gegenüber Intoleranz darf es keine Toleranz geben.“ ges

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