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■ Warum der Bischof für den Islam kämpft: Durch die Hintertür zum Religionsunterricht

Ein Christ und ein Demokrat machen sich in Berlin stark für 30.000 muslimische Schüler. Sie sollen zu ihrem Recht kommen, wie es Artikel 7 des Grundgesetzes vorsieht. Dort steht, dass Religion in Deutschland ordentliches Lehrfach ist. Obligatorisch und für alle.

Der eine Fürsprecher ist Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen. Er will muslimischen Schülern in Berlin staatlichen Islamunterricht verschaffen. Weil man so die religiöse Unterweisung aus zwielichtigen Hinterhöfen in gut kontrollierte deutsche Schulen heimholen kann. Der andere heißt Wolfgang Huber und ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Auch er möchte Islam regulär in der Schule haben. Richtigen Islam. Nicht nur Erzählungen über Zuckerfest und Ramadan etwa. Das will die SPD und ihre (Noch-) Schulsenatorin mit einem Fach Islamkunde erreichen. Bekenntnisfrei und zur reinen Information. Was aber nicht geht, weil es „verfassungsfeindlich“ ist. Sagt nicht nur der Bischof. Laut Grundgesetz sind Staat und Kirche getrennt, staatliche Lehrer dürfen keinen Glauben vermitteln. Und islamische Kultur ohne islamische Religion gibt es nicht.

Da weiß Huber Bescheid. Denn er will abendländische Werte am liebsten über ordentlichen Religionsunterricht vermitteln. Darf er aber nicht. Jedenfalls nicht in Berlin. Normalerweise suchen Geistliche, den Glauben in die Schulen zu tragen. Die Kirche bildet sie aus, der Staat bezahlt. So kommt Religion direkt zu den Schülern. In Berlin ist das anders. Seit 1949. Die „Bremer Klausel“ setzt hier das Grundgesetz außer Kraft, Religion ist freiwillig. Da trifft es sich doch gut, dass Diepgen und Huber nun, urchristlich und sehr demokratisch, den Muslimen zur Seite springen. Damit die richtigen Islamunterricht bekommen. Wenn sie ein Pflichtfach Islam erwirken, wäre auch ein Pflichtfach Christentum nicht mehr zu verhindern. Die unchristliche Insel Berlin wäre missioniert. Endlich. Mit Hilfe des Islam.

Margret Steffen/Foto: F. Peterschröder

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