Hohe Haftstrafen für Hooligans verlangt

■ Im Nivel-Prozess hielten die Staatsanwälte ihre Plädoyers

Essen (taz) – Der Nivel-Prozess ging gestern in die Schlussphase. In ihrem Plädoyer forderte die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von bis zu vierzehn Jahren. Der anfängliche Vorwurf des versuchten Mordes wird nur noch gegen André Z., einem der vier Angeklagten, aufrechterhalten.

Die Kläger sehen es als bewiesen an, dass André Z. mit einem Gewehraufsatz auf den Kopf des französischen Polizisten Daniel Nivel am Rande des Weltmeisterschaftsspiel Deutschland gegen Jugoslawien geschlagen hat. Er habe dem Beamten regelrecht „den Schädel eingeschlagen“, so der Staatsanwalt.

Nivel leidet noch heute unter motorischen Störungen und ist auf einem Auge blind. Er wird wahrscheinlich ein Pflegefall bleiben. Für Z. forderte der Staatsanwalt vierzehn Jahre Haft. Den drei anderen Männern auf der Anklagebank, Frank R., Tobias R. und Christopher R., wirft die Staatsanwaltschaft nunmehr schwere Körperverletzung vor.

Die Kläger fordern für Tobias R. acht, für Frank R. sieben und für Christopher R. sechs Jahre Haft. Der 24-jährige Tobias R. soll nach Zeugenaussagen auf dem Kopf des Opfers „regelrecht rumgestampft“ haben. Während er, Frank R. und André Z. vor Gericht zugegeben haben, den auf dem Boden liegenden Polizisten getreten zu haben, leugnet Christopher R. jegliche Gewaltanwendung. Er sei „immer sechs bis sieben Meter“ von dem zu Boden gerissenen Gendarmen entfernt gewesen. Ein Zeuge aber will gesehen haben, dass er mehrfach mit einem Holzschild auf Nivel eingeschlagen hatte. Die Familie Nivel, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, fordert weiterhin, dass alle vier Angeklagten wegen versuchten Mordes zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft nahmen die vier Angeklagten ruhig auf. Nivels Anwalt sagte: „Man vertraut auf die deutsche Justiz und hofft auf ein gerechtes Urteil.“ Am Donnerstag halten die acht Verteidiger ihre Plädoyers. Anfang November wird das Urteil erwartet. Martin Murphy