■ Soundcheck
: Les Yeux Télescopes / But Alive

Sonnabend: Les Yeux Télescopes. Ein Abend voller Grausamkeiten und die Palette ist wohlerwogen. Harmlose Unterhaltung ist für das Komplott Les Yeux Télescopes nur ein Vorwand um sich Zugang zu den Seelen ihres Publikums zu verschaffen. Zauberei? Konzert? Disco, Disco? Alles Oberfläche! Kunst-Magier Manuel Muerte, Elektronenorganist Felix Kubin und Rillenquäler Cumpadre ES warten auf mit Massensuggestion und Selbstmorden auf allen Ebenen. Das kann auch schön sein. Dann kommt die Gewalt auf dem Silbertablett. Nur ein paar Beispiele: Klopfgeräusche aus dem Jenseits. Spontanhypnose und Stroboskopattacken. Sci-Fi Pop und subtile Tonbandeinsätze innerer Nasengeräusche. In einem Diavortrag wird Kubin Zaubertricks erläutern. Glauben Sie ihm kein Wort. Gibt es Gnade? Hier und da in schönen Tönen. Herz- und Hosenflattern. Les Yeux Télescopes wollen die elektrische Ekstase angesicht der nahenden Apokalypse fördern. Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Meike Fries

Hafenklang, 22 Uhr

Sonntag: But Alive. Anfang der 90er Jahre brannten die Flüchtlingsheime. Viele Jugendliche hatten die Faxen dicke und wurden in Antifas aktiv. 1993 erschien das erste Album der Hamburger But Alive, auf dem sie widerlegten, dass deutschsprachiger Punkrock vor allem durch stumpfsinnige Texte zu glänzen habe. Ihre engagierten Politsongs mit kritischen Seitenhieben auf die Szene wurden schnell zum Soundtrack der Bewegung. Inzwischen liegt der autonome Antifaschismus darnieder. Was macht eine linksradikale Band, der die Bewegung abhanden kommt? Natürlich in sich gehen. Dort drinnen sieht es auf Hallo Endorphin düster aus. Die Mahnung Nur nicht zynisch werden? von 1996 hat nicht geholfen. Und mit der Außenwelt ist eh nichts anzufangen. Studentenparties sind ebenso unerträglich wie pseudopolitischer Musikjournalismus. Da ist was dran, doch außer Selbstmitleid setzen But Alive dem wenig entgegen. Musikalisch haben sie sich vom Punk zu einem poppigen Sound entwickelt. Keyboards, Samples und Bläser werden mit einem aalglatten Teppich aus verzerrten Gitarren unterlegt. Wenn sie die weglassen, klingt das noch am eindringlichsten: „Oben auf dem Dach“ erinnert stark an „Damals hinterm Mond“ von Element of Crime – nur fehlt die sarkastische Distanz. Sind But Alive dort angekommen? Michael Müller

Fabrik (mit den Jazz Bandits), 21 Uhr