: Die Botschaft lautet Anpassung
■ Vertreter der USA und des Senats bemühen sich erstmals in direkten Gesprächen um einen Kompromiss beim Bau der US-Botschaft. Senatsinterner Streit schwelt weiter
Sie haben sich lange geziert. Im Streit um den Neubau der US-Botschaft am Pariser Platz trafen sich gestern erstmals die Kontrahenten zu einem Gespräch – auf zweithöchster Ebene. Zuvor hatten die Amerikaner stets darauf beharrt, nur auf höchster Ebene mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) zu spechen. Nun suchten der amerikanische Gesandte Michael Polt und Volker Kähne, Chef der Senatskanzlei, nach einem Kompromiss.
Der Streit um die von den Amerikanern geforderte 30 Meter breite Sicherheitszone um die Botschaft und die dafür nötige Verlegung der Ebert- und Behrenstraße sollen beigelegt werden. Über den Gesprächsverlauf vereinbarten beide Seiten absolute Vertraulichkeit. „Die Botschaft muss den vorhandenen Strukturen angepasst werden und alle Sicherheitsaspekte müssen im Höchtmaß bedacht werden“, sagte der Sprecher der Senatskanzlei Michael-Andreas Butz wolkig.
Die Stimmung scheint nach dem Fauxpas, den Eberhard Diepgen letztes Wochenende bei einer McDonald's Eröffnung offenbar begangen hatte, nach wie vor äußerst angespannt zu sein. „Ich sehe, der amerikanische Botschafter ist hier. Vielleicht sollte er statt der US-Botschaft einfach ein McDonalsd's Restaurant am Pariser Platz bauen“, soll Diepgen gesagt haben. Die Äußerung, die Butz später dementierte, löste bei US-Botschafter John Kornblum größte Verärgerung aus.
Immerhin sah sich auch Bundeskanzler Schröder aufgefordert, sich einzumischen. Eine Sprecherin des Bundespresseamtes sagte: „Der Bundeskanzler steht bei der Suche nach einem Kompromiss helfend zur Seite.“ Aber, so betonte sie, der Kompromiss müsse auch von beiden Seiten gewünscht werden. Bisher gebe es keine Eintrübung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Doch der Streit schwelt auch innerhalb des Senats. Ein Vorschlag von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) sieht vor, die Sicherheitszone um die Botschaft auf 20 Meter zu reduzieren und die Straßen zu verschmälern. Ein vom christdemokratisch geführten Senat für Bauen in Auftrag gegebenes Gutachten empfiehlt jedoch von einer Reduzierung auf 4 Spuren in der Ebertstraße Abstand zu nehmen. Die Anfahrt zum geplanten Holocaust-Denkmal mit geschätzten 10.000 Besuchern pro Tag wäre dann nicht zu bewältigen. Es würde den Verkehrsdurchlass auf die Hälfte reduzieren. „Dann haben wir einen Megastau“, sagte gestern eine Sprecherin der Bauverwaltung. Die einzige realistische Konsequenz wäre dann die Öffnung des Brandenburger Tores in beide Fahrtrichtungen. Strieders Sprecher Günther empörte sich, dass seine Verwaltung nicht einmal das Gutachten kenne: „Hier wird auf dem Rücken der Amerikaner probiert, das Brandenburger Tor in beide Fahrtrichtungen zu öffnen.“ Annette Rollmann
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