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Nazianwalt zeigt jetzt auch Filme

■ Jürgen Rieger hat Kino in Rattenfängerstadt Hameln für vier Millionen Mark gekauft

Der Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger geht wieder unter die Immobilienkäufer. In der Rattenfängerstadt Hameln hat der 53-Jährige ein Kino erworben. Rieger hat dafür vier Millionen Mark investiert.

Durch eine Anzeige in der Welt, erklärt Rieger, „bin ich auf die interessante Immobilie aufmerksam geworden“. Das Hamelner Gebäude, zu dem auch mehrere Wohnungen gehören, kaufte er über einen Makler von dem in Andorra lebenden Ehepaar Sabine und Hans Brockstedt. Die Brockstedts beteuern, nichts von den neonazistischen Aktivitäten ihres Käufers gewusst zu haben.

Rieger versichert, dass er „in ers-ter Linie geschäftliche Interessen an dem Objekt hat“. Die Union-Kino-Betriebsgesellschaft, die das Kino in der Deisterstraße betreibt, hat noch bis zum Jahr 2005 einen Mietvertrag. Aus dem Vertrag möchte der 53jährige sie auch nicht früher entlassen, sondern hofft stattdessen auf eine Vetragsverlängerung. „Notfalls“, meint Rieger, „biete ich das Haus einem anderen Kinobetreiber an.“

Seit Jahren ist Rieger auf dem Immobilienmarkt aktiv. Nur der Protest der Anwohner im niedersächsischen Hetendorf verhinderte Anfang der 90er Jahre den Verkauf einer Villa an den von Rieger geleiteten Verein „Heideheim e.V.“. Sie befürchteten eine Erweiterung des Neonazizentrums „Hetendorf 13“, das bis zum Verbot des Vereins 1997 in dessen Besitz war. Ohne Widerstand kaufte Rieger Mitte der 90er Jahre für 3,4 Millionen Mark das schwedische Gut Sveneby. Auf dem über 650 Hektar großen Gut will er mit „jungen deutschen Familien unbeeinflusst durch Umerziehung, Überfremdung und Rauschgift“ leben und biologhisch-dynamischen Landbau betreiben. Wofür der bekennende Neonazi und Naturreligiöse EU-Fördermittel bekam.

Über seine eigenen Geldquellen schweigt Rieger sich aus. Vermutlich werden sie durch Erbschaften von Alt-Nazis gespeist, die den „Vorsitzenden der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“, sowie den Führer des „Nordischen Ringes“ als Statthalter ihrer Ideen verstehen.

Rieger tritt bundesweit als Verteidiger von Neonazis auf. Unter anderem hat er die FAP-Leute André Goertz und Jens Siefert sowie den Funktionär der Nationalistischen Front, Jürgen Mosler, gerichtlich vertreten.

Die Stadt Hameln sieht derzeit keine Möglichkeit, gegen den Verkauf der Immobilie tätig zu werden. Allerdings, so Stadtdirektor Eckart Koss: „Es bleibt ein ungutes Gefühl.“ Andreas Speit

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